Yamaha R3 (2025) im Test: Das reinrassige A2-Superbike?

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Die Yamaha R3 trägt mit Stolz das Erbe ihrer größeren Schwestern R7, R1 und der MotoGP-Maschine M1. Sie ist kein weichgespültes Einsteiger-Motorrad, sondern ein ernstzunehmender, kleinvolumiger Supersportler, der für die A2-Klasse konzipiert wurde. Mit ihrer aggressiven Optik, einem hochdrehenden Zweizylinder und einem auf Präzision ausgelegten Chassis will sie jungen und junggebliebenen Fahrern das authentischste R-Serien-Erlebnis bieten. Doch ist dieser Fokus auf Sportlichkeit im Alltag überhaupt sinnvoll?

Das Herzstück: Die Faszination des hochdrehenden Zweizylinders

Der flüssigkeitsgekühlte 321-Kubik-Parallel-Twin ist das Herzstück der R3 und ein Meisterwerk des kleinvolumigen Motorenbaus. Mit 42 PS bei 10.750 U/min macht er klar, wo seine Stärken liegen: bei hohen Drehzahlen. Unter 6.000 U/min ist der Motor ein zahmer und unkomplizierter Begleiter, ideal für die Stadt. Darüber hinaus erwacht er zum Leben, dreht gierig und frei bis in den Begrenzer und belohnt den Fahrer mit einem für diese Klasse beeindruckenden Vortrieb und einem sportlichen, aggressiven Klang. Dieser Motor will und muss aktiv gefahren werden. Er ist ein fantastisches Lehrstück für jeden, der die Grundlagen des sportlichen Fahrens – die richtige Gangwahl und das Halten der Drehzahl – erlernen möchte.

Tipp von Mathias Kalb: Die serienmäßige Anti-Hopping-Kupplung (A&S) ist ein exzellentes Feature. Sie verhindert nicht nur das Stempeln des Hinterrads bei zu schnellem Herunterschalten, sondern reduziert auch die benötigte Handkraft am Kupplungshebel erheblich. Nutzen Sie dies, um sanfter und präziser zu schalten, was besonders im Stadtverkehr den Komfort deutlich erhöht.

Technische Daten der Yamaha R3 (2025)

Merkmal
Daten
Motor
Flüssigkeitsgekühlter 2-Zylinder-Reihenmotor, DOHC
Hubraum
321 cm³
Leistung
30,9 kW (42 PS) bei 10.750 U/min
Drehtmoment
29,5 Nm bei 9.000 U/min
Sitzhöhe
780 mm
Gewicht (fahrfertig)
169 kg
Tankinhalt
14 Liter
Fahrwerk vorne
37 mm Kayaba Upside-Down-Gabel
Preis (Deutschland)
ab 7.299 € (Stand 2025)

Fahrverhalten und Handling: Geboren für die Kurve

Das Handling der R3 ist ihre größte Stärke. Mit einem extrem niedrigen Gewicht von nur 169 kg fahrfertig und einem sportlich-steifen Chassis ist sie unglaublich agil und präzise. Die hochwertige Kayaba-Upside-Down-Gabel sorgt für ein transparentes Gefühl zum Vorderrad. Die R3 lässt sich mit minimalem Impuls in Schräglage bringen und zieht unerschütterlich ihre Linie. Die Ergonomie ist sportlich, mit tiefen Stummellenkern, aber nicht so extrem wie bei einem reinen Rennmotorrad. Sie findet die perfekte Balance, um auf der Landstraße aktiv gefahren zu werden, ohne auf längeren Strecken zur Tortur zu werden.

Der Ingenieur-Kompromiss: Sportlichkeit vs. Alltagskomfort

Die R3 ist kompromisslos auf sportliches Fahren ausgelegt. Wer sich für diese fokussierte Fahrdynamik entscheidet, opfert ein gewisses Maß an Alltagskomfort. Das Fahrwerk ist straff und gibt Unebenheiten deutlicher an den Fahrer weiter als das eines Naked Bikes. Die nach vorne gebeugte Sitzposition ist ideal für die Kurvenjagd, aber weniger entspannt als bei einer MT-03. Der Kompromiss ist klar: Man tauscht den ultimativen Komfort eines Allrounders gegen das präzise, aufregende Fahrgefühl eines echten Supersportlers.

Design und Ausstattung: Eine echte R-Serie

Optisch lässt die R3 keine Zweifel an ihrer Herkunft. Der zentrale Lufteinlass im Stil der M1, die scharfen LED-Doppelscheinwerfer und die aerodynamische Verkleidung schreien förmlich „Rennsport“. Die Verarbeitungsqualität ist Yamaha-typisch hoch. Das Cockpit ist mit einem modernen LCD-Display ausgestattet, das alle nötigen Informationen klar darstellt. Die Ausstattung ist auf das Wesentliche reduziert, um das Gewicht niedrig und den Fokus auf das Fahren zu halten.

Der „Preis eines Fehlers“: Falsche Sitzposition in der Kurve

Ein typischer Anfängerfehler auf einem Sportmotorrad ist eine passive, aufrechte Sitzposition in der Kurve („Drücken“).

  • Problem: Der Fahrer bleibt aufrecht sitzen und drückt das Motorrad unter sich in die Schräglage.
  • Lösung: Aktiver „Hang-Off“-Stil, bei dem der Oberkörper und das Gesäß zur Kurveninnenseite verlagert werden.
  • Ergebnis (bei Nichtbeachtung): Das Motorrad benötigt eine höhere Schräglage für dieselbe Kurvengeschwindigkeit, was die Sicherheitsreserven des Reifens reduziert. Zudem wird das Fahrwerk durch die passive Haltung unnötig verspannt. Die „Kosten“ sind ein Verlust an Kurvengeschwindigkeit, Stabilität und Sicherheit. Die R3 ist darauf ausgelegt, mit dem Fahrer als Einheit zu arbeiten.

Der Vergleich im A2-Supersport-Segment

Die R3 muss sich gegen starke Konkurrenten mit unterschiedlichen Konzepten beweisen.

Modell
Motor
Charakter
Stärken
Schwächen
Yamaha R3
2-Zylinder-Reihe
Der hochdrehende Präzisions-Sportler
Drehfreudiger Motor, exzellentes Handling, Optik
Wenig Drehmoment unten, straffes Fahrwerk
KTM RC 390
1-Zylinder
Das aggressive Rennstrecken-Tool
Drehmomentstark, Top-Elektronik, einstellb. Fahrwerk
Rauher Motorlauf, extrem sportliche Ergonomie
Kawasaki Ninja 500
2-Zylinder-Reihe
Der alltagstaugliche Sport-Tourer
Mehr Hubraum & Drehmoment, komfortabler, Allrounder
Weniger spitz, schwerer, weniger „Supersport“

Die KTM RC 390 ist das radikalere, auf die Rennstrecke fokussierte Motorrad mit der besten Ausstattung. Die Kawasaki Ninja 500 ist die alltagstauglichere, drehmomentstärkere, aber auch weniger sportliche Alternative. Die Yamaha R3 ist die ausgewogenste und vom Handling her vielleicht reinste Interpretation eines kleinvolumigen Supersportlers.

Fazit: Für wen ist die Yamaha R3 die richtige Wahl?

Die Yamaha R3 ist das perfekte Motorrad für den A2-Führerscheinbesitzer, dessen Herz für den Rennsport schlägt. Sie ist die ideale Wahl für junge Fahrer, die die Grundlagen des schnellen, sauberen Fahrens auf einem Motorrad erlernen wollen, das sie fordert, aber nicht überfordert. Sie ist ein fantastisches Werkzeug für gelegentliche Trackdays und die schnelle, präzise Hatz auf der Lieblings-Landstraße.

Sie ist kein komfortabler Alltags-Pendler, auch wenn sie diesen Job erledigen kann. Sie ist ein unverdünntes Sportgerät, das dem Fahrer das Gefühl gibt, auf einer echten Rennmaschine zu sitzen. Für den sportlich ambitionierten Einsteiger gibt es kaum eine bessere Schule und ein aufregenderes Motorrad.

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