Seit einem Jahrzehnt ist die Yamaha MT-07 das Maß aller Dinge, wenn es um puren, unverfälschten und bezahlbaren Fahrspaß geht. Ihr Erfolgsrezept war stets die geniale Kombination aus einem charakterstarken Motor und einem federleichten Chassis. Doch die Konkurrenz hat aufgeholt. Für das Modelljahr 2025 spendiert Yamaha dem Bestseller daher das bisher umfangreichste Update seiner Geschichte: neue Elektronik, ein modernes Cockpit und sogar eine optionale Automatik. Kann die MT-07 damit ihre Vormachtstellung verteidigen?
Das Herzstück: Das Geheimnis des CP2-Motors
Der 689-Kubik-Parallel-Twin mit 270-Grad-Kurbelwelle („Crossplane“) ist und bleibt die Seele der MT-07. Mit 73,4 PS und 67 Nm Drehmoment sind die reinen Zahlen nicht weltbewegend, aber die Art und Weise, wie dieser Motor seine Leistung abgibt, ist es. Er liefert einen druckvollen, fast schon explosiven Punch bei niedrigen und mittleren Drehzahlen, der an einen V2-Motor erinnert. Dieses pulsierende, lebendige Gefühl, gepaart mit einem kernigen Ansaugsound, ist der Kern des „Master of Torque“-Erlebnisses. Er ist kein hochgezüchteter, anonymer Antrieb, sondern ein echter Charakterdarsteller, der permanent zum Spielen, zu Wheelies und zum Lächeln unter dem Helm animiert.

Tipp von Mathias Kalb: Die MT-07 ist ab Werk für einen optionalen Quickshifter (nur Hochschalten) vorverkabelt. Diese Investition von rund 200 € ist eine der sinnvollsten Aufwertungen. Sie unterstreicht den sportlichen Charakter des Motors und macht das Beschleunigen aus den Kurven nochmals druckvoller und spaßiger.
Technische Daten der Yamaha MT-07 (2025)
Merkmal | Daten |
Motor | Flüssigkeitsgekühlter 2-Zylinder-Reihenmotor, DOHC, CP2 |
Hubraum | 689 cm³ |
Leistung | 54 kW (73,4 PS) bei 8.750 U/min (35 kW / 48 PS für A2) |
Drehmoment | 67 Nm bei 6.500 U/min |
Sitzhöhe | 805 mm |
Gewicht (fahrfertig) | 184 kg |
Tankinhalt | 14 Liter |
Elektronik | 5-Zoll-TFT, Traktionskontrolle (neu, abschaltbar) |
Preis (Deutschland) | ab 8.099 € (Stand 2025) |
Handling und Gewicht: Die Kunst des Weglassens
Das zweite Erfolgsgeheimnis der MT-07 ist ihr extrem niedriges Gewicht. Mit nur 184 kg fahrfertig ist sie federleicht und unglaublich agil. Sie lässt sich mit spielerischer Leichtigkeit dirigieren und fühlt sich im Stadtverkehr und in engen Kehren fast wie ein Supermoto-Bike an. Diese Leichtfüßigkeit ist es, die sie so zugänglich und unterhaltsam macht, sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Piloten.
Der Ingenieur-Kompromiss: Der Preis des günstigen Preises
Um den unschlagbar günstigen Preis zu realisieren, musste Yamaha an entscheidenden Stellen sparen. Dieser Kompromiss findet sich am deutlichsten beim Fahrwerk. Die Federelemente sind sehr einfach gehalten und nicht einstellbar (nur die Federvorspannung hinten). Wer sich für den genialen Motor und den günstigen Preis entscheidet, opfert zwangsläufig die Fahrwerks-Performance. Bei hohem Fahrergewicht oder sehr sportlicher Fahrweise kommt das Fahrwerk schnell an seine Grenzen, beginnt zu pumpen und verliert an Präzision. Es ist der wunde Punkt in einem ansonsten brillanten Paket.

Die Neuerungen: Endlich auf der Höhe der Zeit?
Ja, mit den Updates für 2025 schließt die MT-07 technologisch zur Konkurrenz auf.
- 5-Zoll-TFT-Display: Das moderne Farbdisplay mit Smartphone-Konnektivität ersetzt das alte „Gameboy“-Display und wertet das Cockpit massiv auf.
- Traktionskontrolle: Eine abschaltbare Traktionskontrolle ist nun serienmäßig. Das ist ein längst überfälliges und wichtiges Sicherheits-Feature.
- Optionale Y-AMT-Version: Gegen Aufpreis wird es eine Version mit automatischer Schaltung geben, die das Fahren nochmals vereinfacht.
Der „Preis eines Fehlers“: Das Fahrwerk ignorieren
Der größte Fehler, den ein ambitionierter MT-07-Besitzer machen kann, ist es, das Potenzial des Motors voll auszunutzen, aber das Fahrwerk komplett zu ignorieren.
- Problem: Ein Fahrer investiert in Auspuff und Optik-Teile, lässt aber das unterdämpfte Fahrwerk unangetastet.
- Lösung: Eine Investition von ca. 500-800 € in ein hochwertiges, einstellbares Federbein eines Zubehör-Herstellers.
- Ergebnis (bei Nichtbeachtung): Das Motorrad bleibt bei schneller Fahrt instabil und schwammig. Die „Kosten“ sind hier nicht nur ein Mangel an Sicherheit, sondern der Verlust von Potenzial. Ein gutes Federbein transformiert das Fahrverhalten der MT-07 fundamental und macht aus einem spaßigen Spielzeug ein ernstzunehmendes Sportgerät.
Der Vergleich: Kann sich die MT-07 gegen die neue Konkurrenz behaupten?
Die MT-07 steht heute stärkerer Konkurrenz gegenüber als je zuvor.
Modell | Motor | Charakter | Stärken | Schwächen |
Yamaha MT-07 | 2-Zylinder-Reihe | Der verspielte Rebell | Emotionaler CP2-Motor, extrem leicht, Preis | Sehr einfaches Fahrwerk, Bremsen nur Durchschnitt |
Honda Hornet 750 | 2-Zylinder-Reihe | Der leistungsstarke Primus | Deutlich mehr Leistung (92 PS), Top-Ausstattung | Weniger emotional, „perfekter“, teurer |
Suzuki GSX-8S | 2-Zylinder-Reihe | Der moderne Allrounder | Druckvoller Motor, stabiles Fahrwerk, Quickshifter Serie | Höheres Gewicht, weniger agil |

Die Honda und die Suzuki sind die „besseren“, weil moderneren und leistungsstärkeren Motorräder. Sie sind erwachsener und kompletter. Aber sind sie auch spaßiger?
Fazit: Für wen ist die MT-07 immer noch die perfekte Wahl?
Die Yamaha MT-07 ist die perfekte Wahl für den Fahrer, für den der pure, ungefilterte Fahrspaß an erster Stelle steht. Sie ist das ideale Motorrad für alle, die ein leichtes, agiles und charakterstarkes Bike für die Stadt und die Landstraße suchen und bereit sind, dafür Kompromisse bei der Fahrwerks-Perfektion einzugehen.
Auch wenn die neue Konkurrenz in vielen rationalen Kriterien überlegen ist, bleibt die MT-07 der unangefochtene Meister des „Fun-Faktors“. Ihre geniale Kombination aus einem lebendigen Motor und minimalem Gewicht ist eine Formel, die auch 2025 noch süchtig macht. Sie ist nicht mehr der unumstrittene König, aber sie ist und bleibt die Seele dieser Klasse.
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