Es gibt Motorräder, und es gibt Legenden. Die Triumph Street Triple 765 RS gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Seit ihrer umfassenden Überarbeitung für 2023 gilt sie als der fleischgewordene Traum jedes ambitionierten Landstraßen-Piloten: ein rasiermesserscharfes Chassis, vollgepackt mit feinster Technik und angetrieben vom einzigen Motor, der seine Wurzeln direkt im Grand-Prix-Zirkus der Moto2™ hat. Doch die Zeit steht nicht still. Neue Herausforderer wie die KTM 990 Duke und die Yamaha MT-09 SP wollen ihr den Rang ablaufen. Die Frage für 2025 lautet also nicht, ob die Street Triple RS gut ist. Die Frage ist: Ist sie immer noch die beste?
Das 2025-Update: Mehr als nur neue Farbe?
Seien wir ehrlich: Für das Modelljahr 2025 hat Triumph das Rad nicht neu erfunden. Die wesentlichen Änderungen beschränken sich auf neue, aggressive Farbvarianten, die den athletischen Charakter der RS noch stärker betonen.

Die neuen Lackierungen im Detail
Die neuen Farben für 2025 – Carnival Red und Phantom Black – verleihen der RS einen frischen, noch bedrohlicheren Look. Die Linienführung, die aggressive Lampenmaske und das hohe Heck bleiben unverändert und sind nach wie vor ein Statement für pure Dynamik.
Warum das bestehende Paket immer noch brandaktuell ist
Ein großes technisches Update war auch nicht nötig. Das 2023 eingeführte Paket aus Motor, Fahrwerk und Elektronik war seiner Zeit derart voraus, dass es auch 2025 noch die absolute Speerspitze darstellt. Diese Kaufberatung analysiert also, warum dieses Paket auch heute noch so verdammt überzeugend ist.
Das Herz eines Champions: Der Moto2™-Motor im Detail
Das Epizentrum dieses Bikes ist und bleibt der 765-ccm-Reihendreizylinder. Und es ist kein gewöhnlicher Motor. Es ist der direkte Nachfahre der exklusiven Triebwerke, die Triumph für die Moto2™-Weltmeisterschaft liefert.
Leistungsexplosion: 130 PS und der süchtig machende Sound
Mit 130 PS bei 12.000 U/min und 80 Nm Drehmoment bei 9.500 U/min spielt die RS in einer eigenen Liga. Der Motor giert nach Drehzahlen und entfesselt oben heraus ein Feuerwerk, das von einem heiseren, metallischen Kreischen aus der Airbox untermalt wird. Dieser Sound ist pure Gänsehaut, ein Versprechen von unbändiger Leistung.
Drehmoment und Fahrbarkeit: Rennsport-Technik für die Landstraße?
Trotz der spitzen Auslegung ist der Triple kein Biest. Im mittleren Drehzahlbereich liefert er souveränen Schub und lässt sich dank Ride-by-Wire-System perfekt dosieren. Er kann lammfromm durch die Stadt schnurren, aber wehe, man lässt ihn von der Leine.

Von der Rennstrecke auf die Straße: Der direkte Moto2™-Technologietransfer
Dies ist der „X-Faktor“ der Street Triple, ihr ultimatives Alleinstellungsmerkmal.
Nicht nur Marketing: Was die Moto2™-Partnerschaft wirklich bedeutet
Die Erkenntnisse aus dem härtesten Rennsport-Umfeld der Welt fließen direkt in die Serienproduktion ein. Das betrifft nicht nur die Leistung, sondern auch die Haltbarkeit und Effizienz von Kolben, Ventilen und dem gesamten Kurbeltrieb. Man kauft hier kein Marketing-Badge, sondern ein Stück echter Rennsport-Ingenieurskunst.
Das Ergebnis: Ein Motorrad mit unvergleichlicher Rennsport-DNA
Jeder Gasstoß, jede Umdrehung, das gesamte Fahrgefühl ist von dieser DNA durchdrungen. Die Präzision und die mechanische Finesse sind auf einem Niveau, das man bei den meisten Konkurrenten vergeblich sucht.
Rasiermesserscharf: Fahrwerk und Bremsen auf höchstem Niveau
Ein potenter Motor ist nichts ohne die passende Kontrolle. Bei der RS verbaut Triumph nur edelste Komponenten.
Öhlins und Showa: Das Beste vom Besten im Detail
An der Front arbeitet eine voll einstellbare Showa Big Piston Fork (BPF), hinten ein ebenfalls voll einstellbares Öhlins STX40 Federbein. Diese Kombination bietet eine unglaubliche Transparenz und Stabilität. Das Feedback vom Vorderrad ist kristallklar, das Heck bleibt selbst auf welliger Piste satt am Boden. Das Handling ist intuitiv, präzise und fast schon telepathisch.
Brembo Stylema: Die Referenz in Sachen Verzögerung
Die radial montierten Brembo Stylema Monoblock-Sättel sind der aktuelle Goldstandard. Sie beißen in 310-mm-Scheiben und bieten eine brachiale, aber perfekt kontrollierbare Verzögerung.
Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Die Stylema-Bremse ist mehr als nur stark. Ihre wahre Magie liegt in der Dosierbarkeit. Man kann mit einem Finger aus Höchstgeschwindigkeit verzögern und spürt den exakten Punkt, an dem das ABS zu regeln beginnt. Das schafft ein enormes Vertrauen, um später und härter zu bremsen.“
Der digitale Dompteur: Das Elektronikpaket der RS
Die Elektronik der RS ist nicht dazu da, den Spaß zu verderben. Sie ist dazu da, das unfassbare Potenzial dieses Motorrads für den Fahrer nutzbar und sicher zu machen.
Fahrmodi inklusive „Track“: Volle Kontrolle für jede Situation
Mit fünf Fahrmodi (Rain, Road, Sport, Track und ein frei konfigurierbarer Rider-Modus) lässt sich der Charakter des Bikes perfekt anpassen. Gasannahme, ABS und Traktionskontrolle werden entsprechend vorkonfiguriert.
Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Der ‚Track‘-Modus ist ein Offenbarung. Die Gasannahme wird messerscharf, die Traktionskontrolle erlaubt einen leichten Schlupf am Hinterrad und das ABS regelt extrem spät. Es ist die ehrlichste und direkteste Verbindung zur Maschine und ein Muss für jeden Besuch auf der Rennstrecke.“
Kurven-ABS und Traktionskontrolle: Das unsichtbare Sicherheitsnetz
Dank einer 6-Achsen-IMU agieren sowohl ABS als auch Traktionskontrolle schräglagenabhängig. Das System erkennt, wie tief das Motorrad in der Kurve liegt und passt die Regeleingriffe entsprechend an. Das ist Sicherheit auf Superbike-Niveau.
Quickshifter und TFT-Display: Premium-Features als Standard
Ein perfekt funktionierender Blipper zum kupplungslosen Hoch- und Runterschalten ist serienmäßig. Alle Informationen werden über ein gestochen scharfes, neigungsverstellbares 5-Zoll-TFT-Display angezeigt, das in seiner Ablesbarkeit und Bedienlogik Maßstäbe setzt.

Im Grenzbereich: Aerodynamik und Verhalten auf der Rennstrecke
Die RS wurde nicht nur für die Landstraße gebaut, sie giert nach dem Racetrack.
Das aggressive Design: Abtrieb oder reine Optik?
Die aggressive Front mit den kleinen integrierten Winglets ist nicht nur Show. Sie hilft, bei hohen Geschwindigkeiten das Vorderrad am Boden zu halten und die Stabilität zu erhöhen. Die Ergonomie ist sportlich-kompakt und perfekt für den Hang-off.
Track-Day-Potenzial: Wie schlägt sich die RS auf dem Kurs?
Auf der Rennstrecke ist die Street Triple RS in ihrem Element. Das präzise Chassis, die potenten Bremsen, der drehfreudige Motor und die exzellente Elektronik machen sie zu einer Waffe, mit der man auch deutlich stärkere Superbikes ärgern kann. Für ernsthafte Enthusiasten ist sie womöglich das beste „Out-of-the-Box“-Tracktool, das man kaufen kann. Die besten Naked Bikes für die Rennstrecke.
Der Preis der Perfektion: Kosten und Unterhalt in Deutschland
Absolute Spitzenleistung hat ihren Preis, doch Triumph gestaltet ihn fair.
Was kostet die Street Triple 765 RS (2025) wirklich?
Der Preis für die Triumph Street Triple 765 RS liegt in Deutschland bei ca. 12.895 € (zzgl. Nebenkosten). Angesichts der verbauten High-End-Komponenten und des Moto2-Motors ist dies ein extrem konkurrenzfähiges Angebot.
Spezifikation | Triumph Street Triple 765 RS (2025) |
Motor | Flüssigkeitsgekühlter Reihen-3-Zylinder, 12 Ventile, DOHC |
Hubraum | 765 ccm |
Leistung | 95.6 kW (130 PS) bei 12.000 U/min |
Drehmoment | 80 Nm bei 9.500 U/min |
Rahmen | Aluminium-Brückenrahmen |
Fahrwerk vorne | Showa 41 mm Upside-Down Big Piston Fork (BPF), voll einstellbar |
Fahrwerk hinten | Öhlins STX40 Piggyback-Federbein, voll einstellbar |
Bremse vorne | 2x 310 mm Scheiben, Brembo Stylema 4-Kolben-Sättel, Kurven-ABS |
Sitzhöhe | 836 mm |
Tankinhalt | 15 Liter |
Gewicht (fahrfertig) | 188 kg |
Preis | ca. 12.895 € zzgl. Nebenkosten |
Serviceintervalle und Zuverlässigkeit: Ein Sorgenfrei-Paket für Sportfahrer?
Die Serviceintervalle liegen bei großzügigen 10.000 km (oder jährlich), was für ein derart potentes Motorrad bemerkenswert ist. Die Zuverlässigkeit des Moto2-erprobten Motors gilt als sehr hoch.
Die Herausforderer: Die Street Triple RS im Konkurrenzvergleich
Die Luft an der Spitze ist dünn. Hier sind die Hauptkonkurrenten.
Merkmal | Triumph Street Triple 765 RS | KTM 990 Duke (2024) | Yamaha MT-09 SP (2024) |
Motor | Reihen-Dreizylinder | Reihen-Zweizylinder (LC8c) | Reihen-Dreizylinder (CP3) |
Leistung | 130 PS | 123 PS | 119 PS |
Drehmoment | 80 Nm | 103 Nm | 93 Nm |
Gewicht (fahrfertig) | 188 kg | 190 kg (trocken) | 190 kg |
Elektronik-Highlights | Öhlins, Stylema, Moto2-Motor | Einstellbare WP Apex Pro, Stylema | KYB/Öhlins, Stylema, Cruise Control |
Preis | ca. 12.895 € | ca. 14.999 € | ca. 12.599 € |
vs. KTM 990 Duke: Der „Skalpell“ aus Österreich
Die neue 990 Duke ist ein extrem scharfes Gerät mit einem brutalem Punch aus dem Drehzahlkeller. Sie ist der vielleicht direkteste Konkurrent. Die Triumph kontert mit einer feineren Motorlaufkultur, höheren Drehzahlen und der authentischeren Rennsport-Aura.
vs. Yamaha MT-09 SP: Der „Hyper Naked“-Konkurrent
Die MT-09 SP ist preislich attraktiv und bietet ebenfalls ein hochwertiges Fahrwerk und einen charismatischen Dreizylinder. Der Triumph-Motor fühlt sich jedoch edler und sportlicher an, das gesamte Paket wirkt noch eine Spur hochwertiger und auf den letzten Rillen für die Rennstrecke optimiert.
vs. Ducati Streetfighter V2: Italienische Leidenschaft und Preis
Der Streetfighter V2 bietet das Flair eines V2-Superbikes und noch mehr Leistung, ist aber auch deutlich teurer. Die Street Triple ist das agilere, leichtere und zugänglichere Motorrad für die Landstraße und den gelegentlichen Track Day.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist die Street Triple 765 RS zu extrem für den normalen Straßenverkehr?
Nein. Dank der exzellenten Elektronik und der guten Fahrbarkeit bei niedrigen Drehzahlen lässt sie sich erstaunlich zivilisiert bewegen. Ihr wahres Potenzial entfaltet sie aber natürlich erst bei sportlicher Fahrweise.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen der Version R und der RS?
Die RS hat mehr Leistung (130 vs. 120 PS), ein höherwertiges Fahrwerk (Öhlins hinten), bessere Bremsen (Brembo Stylema), einen zusätzlichen „Track“-Fahrmodus und eine sportlichere Ergonomie. Die R ist die alltagstauglichere, günstigere Variante.
Ist das Fahrwerk komfortabel genug für den Alltag?
Das Fahrwerk der RS ist klar sportlich-straff abgestimmt. Für Fahrer, die maximalen Komfort suchen, ist es eventuell zu hart. Es bietet jedoch genügend Eigendämpfung, um nicht „unfahrbar“ zu sein. Es ist ein akzeptabler Kompromiss für ein derart potentes Sportgerät.
Wie fühlt sich der Moto2™-Motor im Vergleich zu einem V2 oder Reihenvierzylinder an?
Er ist die perfekte Mitte. Er hat mehr Charakter und Druck aus der Mitte als ein schreiender 600er-Vierzylinder, dreht aber freier und gieriger hoch als ein V2. Sein einzigartiger Sound und die lineare Leistungsentfaltung sind sein Markenzeichen.
Fazit: Ist die Street Triple 765 RS (2025) immer noch die richtige Wahl?
Ja. Und das mit einem Ausrufezeichen. Auch ohne große technische Updates für 2025 ist die Triumph Street Triple 765 RS immer noch die Referenz im Segment der Performance-Naked-Bikes. Kein anderes Motorrad bietet diese berauschende Mischung aus einem Motor mit echter Grand-Prix-DNA, einem telepathischen Handling und einer derart kompletten High-End-Ausstattung direkt ab Werk. Sie ist die ultimative Waffe für die Landstraße und ein ernstzunehmendes Tracktool, das seinen Preis mehr als wert ist.
Vor- und Nachteile
Pro (Vorteile) | Contra (Nachteile) |
✅ Einzigartiger, hochdrehender Moto2™-Motor | ❌ Sportlich-straffes Fahrwerk, wenig Komfort |
✅ Rasiermesserscharfes, präzises Handling | ❌ Sitzposition für sehr große Fahrer eng |
✅ High-End-Komponenten (Öhlins, Brembo) | ❌ Windschutz praktisch nicht vorhanden |
✅ Umfassendes, exzellentes Elektronikpaket | |
✅ Unvergleichliche Rennsport-Aura |
Urteil des Redakteurs: Mathias Kalbs persönliches Fazit
Ich bin in meiner Karriere viele Motorräder gefahren, aber nur wenige haben eine solche Magie wie die Street Triple 765 RS. Sie ist eine der wenigen Maschinen, die die Lücke zwischen Straße und Rennstrecke nahtlos schließt. Sie kommuniziert mit dem Fahrer auf eine Art und Weise, die pures Vertrauen schafft und süchtig macht. Wenn mich jemand fragt, welches Motorrad er kaufen soll, wenn er nur ein einziges für maximalen Fahrspaß haben könnte – meine Antwort wäre auch 2025 noch ohne zu zögern: diese Triumph. Sie ist nicht nur ein Motorrad, sie ist ein Erlebnis. Eine klare Kaufempfehlung.
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