Kawasaki Z900RS (2025): Test & Kaufberatung

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

In einer Welt, die sich immer schneller dreht, in der Motorräder mit jedem Jahr mehr Leistung und mehr Elektronik bekommen, ist die Kawasaki Z900RS ein Fels in der Brandung. Sie ist eine bewusste Entschleunigung, eine Erinnerung an eine Zeit, als Motorräder eine klare, ehrliche Seele hatten. Als Hommage an die legendäre Z1 Super Four von 1972 ist sie seit ihrem Debüt der unangefochtene König der japanischen Modern-Classics. Während die Konkurrenz ihre Modelle jährlich aktualisiert, setzt Kawasaki auf Beständigkeit. Warum? Weil sie wissen, dass sie mit der Z900RS bereits eine nahezu perfekte Formel gefunden haben. Eine Formel, die auch 2025 noch voll aufgeht.

Die Seele der Z1: Der X-Faktor des Reihenvierzylinders

Das Herz und die Seele der Z900RS ist ihr Motor. Er ist der Hauptgrund, warum sie sich so authentisch anfühlt.

Sound Engineering: Mehr als nur ein Auspuff – eine Symphonie

Kawasaki hat beim Sound der Z900RS nichts dem Zufall überlassen. Es ist das erste Modell, bei dem der Klang wissenschaftlich komponiert wurde. Das Ergebnis ist ein tiefer, bassiger und vielschichtiger Sound, der an die luftgekühlten Vierzylinder der 70er erinnert, ohne dabei aufdringlich zu sein. Es ist der mit Abstand beste Sound eines Serien-Vierzylinders in dieser Klasse.

Die Leistungsentfaltung: Seidig, stark und unverkennbar „UJM“

Der 948-ccm-Motor, eine angepasste Version aus der modernen Z900, leistet 111 PS. Doch es ist nicht die Spitzenleistung, die beeindruckt, sondern die Art der Entfaltung. Seidenweich und linear von unten heraus, mit einem kräftigen Schub in der Mitte und einer belebenden Drehfreude oben. Es ist exakt jener Charakter, der die „Universal Japanese Motorcycles“ (UJM) der 70er und 80er so berühmt gemacht hat.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Kawasaki hat nicht einfach einen Auspuff gebaut, sie haben einen Soundtrack komponiert. Dieses tiefe, vielschichtige Grollen ist der authentische Klang der 70er, erreicht mit der Präzision des 21. Jahrhunderts. Allein für diesen Sound lohnt sich die Probefahrt.“

Warum dieser Motor das authentischste Retro-Gefühl vermittelt

Während die meisten Retro-Bikes auf Zweizylinder setzen, liefert die Z900RS das einzigartige Erlebnis eines Reihenvierzylinders. Diese Laufkultur und dieser Charakter sind die wahre DNA der japanischen Motorrad-Geschichte.

Eine Hommage bis ins Detail: Design und Verarbeitungsqualität

Die Liebe zum Detail bei der Z900RS ist atemberaubend.

Der tropfenförmige Tank und das „Entenbürzel“-Heck: Eine Liebeserklärung an die 70er

Die Linienführung ist eine direkte Verbeugung vor der Z1. Der wunderschön geschwungene Tank, die klassischen Seiten-deckel und das charakteristische „Ducktail“-Heck – hier stimmt jedes Detail.

Die analogen Instrumente: Klassische Schönheit trifft auf moderne Information

Zwei große, analoge Rundinstrumente für Tacho und Drehzahlmesser dominieren das Cockpit. Dazwischen sitzt ein unauffälliges, negatives LC-Display, das alle modernen Informationen wie Ganganzeige, Reichweite und Außentemperatur liefert. Die perfekte Symbiose.

Lack und Chrom: Die hohe Kunst der Oberflächen

Die Lackqualität, besonders bei den aufwendigen Legacy-Farbgebungen, ist auf einem Niveau, das man sonst nur bei deutlich teureren Motorrädern findet. Die polierten und verchromten Teile sind makellos.

Der Ritt in die Vergangenheit: Fahrverhalten und Komfort

Unter dem Retro-Look verbirgt sich ein durch und durch modernes und exzellentes Fahrwerk.

Das moderne Z900-Chassis im Retro-Trimm: Agil und stabil

Die Basis der Z900 sorgt für ein spielerisches und gleichzeitig extrem sicheres Fahrverhalten. Die Z900RS lenkt leicht ein, bleibt stabil in Kurven und ist weit entfernt von der Behäbigkeit echter Oldtimer.

Die Ergonomie: Entspannt und souverän für den Alltag

Man sitzt entspannt aufrecht, der hohe und breite Lenker liegt perfekt in der Hand. Die Sitzposition ist komfortabel genug für eine ausgedehnte Tagestour und ideal für den Stadtverkehr.

Der perfekte Begleiter für die Stadt und die Feierabendrunde

Dank der entspannten Ergonomie, des sanften Motors und des leichten Handlings ist die Z900RS ein fantastisches Motorrad für jeden Tag. Sie ist unkompliziert, macht Spaß und sieht dabei umwerfend gut aus.

Purismus mit Sicherheitsnetz: Die unauffällige Elektronik

Kawasaki hat der Z900RS genau so viel Technik spendiert, wie nötig ist, ohne das pure Fahrerlebnis zu stören.

KTRC Traktionskontrolle: Sicherheit, die man nicht sieht

Die zweistufige, abschaltbare Traktionskontrolle (KTRC) ist ein beruhigendes Sicherheitsnetz, das im Hintergrund wacht, aber nur eingreift, wenn es wirklich nötig ist.

ABS und Anti-Hopping-Kupplung: Moderne Standards im klassischen Paket

Ein modernes ABS gehört zur Serienausstattung, ebenso wie eine leichtgängige Anti-Hopping-Kupplung, die ein Stempeln des Hinterrads beim harten Herunterschalten verhindert.

Der Preis der Authentizität: Kosten und Varianten

Echte Qualität hat ihren Preis, aber die Z900RS bleibt eine faire Offerte.

Der Preis der Z900RS (2025) in Deutschland

Der Basispreis für die Kawasaki Z900RS startet bei ca. 13.500 €.

Spezifikation
Kawasaki Z900RS (2025)
Motor
Flüssigkeitsgekühlter Reihen-4-Zylinder, 16 Ventile, DOHC
Hubraum
948 ccm
Leistung
82 kW (111 PS) bei 8.500 U/min
Drehmoment
98,5 Nm bei 6.500 U/min
Rahmen
Gitterrohrrahmen aus Stahl
Sitzhöhe
835 mm
Gewicht (fahrfertig)
215 kg
Preis (Basis)
ca. 13.500 € zzgl. Nebenkosten

Die Varianten: Standard, SE „Yellow Ball“ und Café – welche für wen?

Neben der Standard-Version gibt es die SE (ca. 15.000 €) mit Öhlins-Federbein und Brembo-Bremsen für den anspruchsvollen Fahrer und die Café mit einer kleinen Lampenmaske und niedrigerem Lenker für den sportlicheren Look.

Wer kann der Königin das Wasser reichen? Die Z900RS im Konkurrenzumfeld

Die Z900RS hat ihre eigene Nische, aber die Konkurrenz ist stark.

Merkmal
Kawasaki Z900RS
Triumph Bonneville T120
BMW R nineT
Motor
Reihen-4
Parallel-Twin
Boxer-2
Leistung
111 PS
80 PS
109 PS
Konzept
70er UJM-Hommage
60er Brit-Bike-Ikone
Individualisierbarer Roadster
Preis (Basis)
ca. 13.500 €
ca. 13.595 €
ca. 17.000 €

vs. Triumph Bonneville T120: Britischer Zweizylinder-Charme

Die T120 ist die britische Antwort auf das Thema Klassik. Ihr Fokus liegt auf dem Drehmoment des Twins und dem entspannten Cruisen. Die Z900RS ist das deutlich sportlichere, leistungsstärkere und fahraktivere Motorrad.

vs. BMW R nineT: Deutscher Boxer-Stil

Die R nineT ist eine Plattform für Individualisten und Customizer. Ihr Boxer-Motor bietet einen einzigartigen Charakter. Die Z900RS ist die stilistisch authentischere Hommage an eine bestimmte Ära und im Gesamtpaket harmonischer.

vs. Yamaha XSR900: 80er-Jahre-Look mit CP3-Power

Die XSR900 ist ein moderner Streetfighter im Retro-Kleid der 80er. Sie ist technologisch fortschrittlicher und aggressiver. Die Z900RS ist das klassischere, entspanntere und in den Details liebevollere Motorrad.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist die Z900RS für Anfänger geeignet?

Bedingt. Mit 111 PS ist sie für absolute Fahranfänger zu stark. Für Wiedereinsteiger oder erfahrene Fahrer, die ein unkompliziertes Bike suchen, ist sie aber dank ihrer Gutmütigkeit perfekt.

Wie alltagstauglich ist das Motorrad wirklich?

Sehr. Die entspannte Sitzposition, der sanfte Motor und das einfache Handling machen sie zu einem fantastischen Begleiter für jeden Tag. Es lassen sich auch problemlos Gepäcklösungen anbringen.

Ist die Leistung von 111 PS nicht zu viel für ein Retro-Bike?

Nein. Die Leistung wird sehr linear und berechenbar abgegeben. Sie ist niemals hinterhältig oder aggressiv. Sie bietet souveräne Reserven, ohne den Fahrer zu überfordern.

Lohnt sich der Aufpreis für die SE-Version mit Öhlins-Federbein?

Für Fahrer mit hohem Anspruch an die Fahrwerks-Performance und für Liebhaber edler Komponenten: Ja, absolut. Das Öhlins-Federbein und die Brembo-Bremsen heben das Fahrverhalten auf ein noch höheres Niveau.

Fazit: Ist die Z900RS das ehrlichste Retro-Bike auf dem Markt?

Ja. Sie ist eine fast perfekte Symbiose aus Gestern und Heute. Sie liefert das authentische Gefühl und den Stil einer vergangenen, glorreichen Ära, ohne den Fahrer mit den Nachteilen alter Technik zu belasten. Die Tatsache, dass Kawasaki diese Formel seit Jahren nicht antastet, ist kein Zeichen von Stillstand, sondern von Selbstbewusstsein. Sie wissen, dass sie ein Meisterwerk geschaffen haben.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Während andere Marken Retro-Bikes bauen, hat Kawasaki eine Zeitmaschine gebaut. Die Z900RS sieht nicht nur klassisch aus, sie fühlt sich klassisch an, aber mit der beruhigenden Sicherheit und Zuverlässigkeit eines brandneuen Motorrads. Das ist der eigentliche Geniestreich.“

Vor- und Nachteile

Pro (Vorteile)
Contra (Nachteile)
✅ Wunderschönes, extrem detailgetreues Retro-Design
❌ Für ein Retro-Bike relativ hohe Sitzhöhe
✅ Einzigartiger, seidenweicher Reihenvierzylinder-Motor
❌ Kein Windschutz für längere Autobahnetappen
✅ Herausragende Verarbeitungsqualität und Lackierung
❌ Digitales Display etwas klein geraten
✅ Agiles und gleichzeitig stabiles Handling
❌ Höherer Preis als bei der technischen Basis Z900
✅ Hoher Fahrkomfort und Alltagstauglichkeit

Urteil des Redakteurs: Mathias Kalbs persönliches Fazit

Die Kawasaki Z900RS ist für mich eines der besten Motorräder der letzten zehn Jahre. Punkt. Sie ist der Beweis, dass man für maximalen Fahrspaß nicht die meiste Leistung oder die neueste Elektronik braucht. Man braucht Charakter, Balance und Stil. Und davon hat die Z900RS im Überfluss. Sie ist ein Motorrad, das man nicht nur fährt, sondern bewundert. Sie zaubert einem bei jeder Fahrt ein Lächeln ins Gesicht, schon bevor man den Motor startet. Eine zeitlose Schönheit und eine absolute Kaufempfehlung.

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