Kawasaki Z900 (2025): Test & Fahrbericht

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Die Kawasaki Z900 war schon immer ein einfaches Rezept: Man nehme einen bärenstarken, charaktervollen Reihenvierzylinder, verpacke ihn in ein agiles Chassis und biete das Ganze zu einem unschlagbar fairen Preis an. Dieses Rezept machte sie zum Bestseller, zum Volks-Streetfighter. Doch in einer Ecke hinkte sie der immer smarter werdenden Konkurrenz hinterher: bei der Elektronik. Bis jetzt. Für das Modelljahr 2025 spendiert Kawasaki der Z900 nicht nur ein Facelift, sondern ein Gehirn. Mit einer IMU, schräglagensensiblen Fahrhilfen, Quickshifter und TFT-Display katapultiert sie sich technologisch an die Spitze. Ist der König der Straße damit endgültig unschlagbar geworden?

Die Revolution im Detail: Das ist 2025 alles neu

Dies ist kein laues Update, dies ist ein Quantensprung.

Das neue Gehirn: IMU-gestützte Elektronik kommt an Bord

Die wichtigste Neuerung ist die Implementierung einer 6-Achsen-IMU (Inertial Measurement Unit). Diese ermöglicht schräglagensensible Eingriffe der Traktionskontrolle (K-TRC) und des Kurven-ABS (KIBS). Das Sicherheits- und Performance-Niveau steigt damit auf ein Level, das man bisher nur von deutlich teureren Motorrädern kannte.

Das neue Gesicht: Geschärftes „Sugomi“-Design und 5-Zoll-TFT-Display

Die aggressive „Sugomi“-Designsprache wurde weiter geschärft. Die Frontmaske ist noch kantiger, die LED-Beleuchtung neu gezeichnet. Das alte LC-Display weicht einem modernen, perfekt ablesbaren 5-Zoll-TFT-Farbdisplay mit voller Smartphone-Konnektivität über die Rideology-App.

Mehr Komfort, mehr Sport: Quickshifter mit Blipper und Tempomat

Endlich serienmäßig: Die neue Z900 erhält einen Kawasaki Quick Shifter (KQS) mit Blipper-Funktion für kupplungsloses Hoch- und Runterschalten. Zusätzlich ist nun auch ein Tempomat an Bord, der lange Verbindungsetappen deutlich entspannter macht.

Die Seele der „Z“: Der X-Faktor des Reihenvierzylinders

Trotz aller neuen Technik bleibt das Herzstück unangetastet – und das ist auch gut so.

Der unverkennbare Sound und die explosive Drehfreude

In einer Welt voller Zweizylinder-Triebwerke ist der 948-ccm-Reihenvierzylinder der Z900 eine Offenbarung. Das heisere Ansauggeräusch, die seidenweiche Laufkultur bei niedrigen Drehzahlen und das explosive, kreischende Finale oben heraus sind einzigartig und machen süchtig.

124 PS: Souveräne Kraft in jeder Lebenslage

Der Motor wurde an die Euro-5+-Norm angepasst und leistet nun 124 PS. Viel wichtiger ist aber die Art, wie er diese Kraft abgibt: linear, berechenbar und mit einem massiven Punch im mittleren Drehzahlbereich. Er ist ein Meisterwerk der Fahrbarkeit.

Warum der Vierzylinder den Unterschied macht

Er ist die Seele des Motorrads. Während Zweizylinder oft rustikaler und vibrierender sind, bietet der Vierzylinder eine kultivierte, fast schon turbinenartige Kraftentfaltung, die ein Gefühl von Souveränität und Hochwertigkeit vermittelt.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „In einer Ära der stampfenden Twins ist der Z900-Motor ein kreischendes Meisterwerk japanischer Ingenieurskunst. Er ist eine Erinnerung daran, warum wir uns alle in Reihenvierzylinder verliebt haben: sanft, zivilisiert und absolut brachial, wenn man ihn entfesselt.“

Der Straßenkämpfer im Einsatz: Handling und Ergonomie

Die bewährte Basis sorgt auch im neuen Modell für Fahrspaß pur.

Das bewährte Chassis: Die perfekte Balance aus Agilität und Stabilität

Kawasaki hat das exzellente Gitterrohrrahmen-Chassis beibehalten. Es bietet nach wie vor eine fantastische Mischung aus spielerischer Agilität für enge Kurven und satter Stabilität bei hohem Tempo.

Die „Sugomi“-Sitzposition: Aktiv und angriffslustig

Man sitzt leicht nach vorne gebeugt, voll ins Motorrad integriert. Die Sitzposition ist sportlich, aber nicht extrem, und bietet eine perfekte Kontrolle für eine aggressive Fahrweise.

Wie schlägt sich der Bestseller im Stadtverkehr?

Dank der guten Balance und des sanften Ansprechverhaltens im „Rain“-Modus ist die Z900 erstaunlich stadttauglich. Sie ist kein Leichtgewicht, aber sie lässt sich problemlos durch den dichten Verkehr manövrieren.

Die neuen Spielzeuge: Die Elektronik unter der Lupe

Die neuen Systeme verwandeln das Fahrerlebnis.

KTRC mit Schräglagensensor: Ein Quantensprung für die Sicherheit

Die neue, schräglagensensible Traktionskontrolle ist der größte Sicherheitsgewinn. Sie erlaubt nun am Kurvenausgang ein deutlich beherzteres Angasen, da das System den Schlupf in Abhängigkeit von der Schräglage regelt. Das schafft enormes Vertrauen.

Die integrierten Riding Modes (Sport, Road, Rain, Rider)

Die vier Fahrmodi sind perfekt abgestimmt. „Sport“ für maximale Attacke, „Road“ für den Alltag, „Rain“ für maximale Sicherheit bei Nässe und „Rider“ zur freien Konfiguration von Leistung und Traktionskontrolle.

Der neue Quickshifter mit Blipper-Funktion im Praxistest

Der Quickshifter arbeitet schnell und präzise. Besonders die Blipper-Funktion beim Herunterschalten macht auf der Landstraße extrem viel Spaß und sorgt für zusätzliche Stabilität beim Anbremsen von Kurven.

Der Preis des Erfolgs: Kosten und Varianten

Mehr Technik bedeutet einen höheren Preis. Doch Kawasaki bleibt fair.

Was kostet die neue Kawasaki Z900 (2025) in Deutschland?

Der Basispreis für die runderneuerte Kawasaki Z900 startet bei ca. 11.800 €. Das ist ein deutlicher, aber angesichts der neuen Ausstattung absolut gerechtfertigter Aufschlag.

Spezifikation
Kawasaki Z900 (2025)
Motor
Flüssigkeitsgekühlter Reihen-4-Zylinder, 16 Ventile, DOHC
Hubraum
948 ccm
Leistung
91,2 kW (124 PS) bei 9.500 U/min
Drehmoment
98,6 Nm bei 7.700 U/min
Elektronik
IMU, K-TRC (schräglagenabhängig), Power Modes, KQS (Up/Down)
Sitzhöhe
820 mm
Gewicht (fahrfertig)
212 kg
Preis (geschätzt)
ca. 11.800 € zzgl. Nebenkosten

Wird es wieder eine SE-Version geben?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Kawasaki in naher Zukunft eine Z900 SE nachschieben wird, die dann mit einem Premium-Fahrwerk von Öhlins und Brembo-Bremsen ausgestattet sein wird.

Kawasaki-Zuverlässigkeit und Unterhaltskosten

Die Z900 ist bekannt für ihre Robustheit und Zuverlässigkeit. Die Unterhaltskosten bleiben auch beim neuen Modell auf einem moderaten Niveau.

Das Haifischbecken: Die Z900 im Konkurrenzumfeld

Die Z900 muss sich gegen eine Phalanx aus Zwei- und Dreizylindern behaupten.

Merkmal
Kawasaki Z900
Yamaha MT-09
Triumph Street Triple R
Motor
Reihen-4
Reihen-3 (CP3)
Reihen-3
Leistung
124 PS
119 PS
120 PS
Highlight
Vierzylinder-Laufkultur
Drehmoment, Agilität
Handling, Fahrwerk
Preis (geschätzt)
ca. 11.800 €
ca. 10.874 €
ca. 10.595 €

vs. Yamaha MT-09: Das Duell der Konzepte

Die MT-09 ist leichter, agiler und dank ihres CP3-Motors ein echtes Drehmoment-Monster. Die Z900 ist das kultiviertere, bei hohen Drehzahlen aber explosivere Motorrad.

vs. Triumph Street Triple R: Britische Dreizylinder-Finesse

Die Street Triple ist berühmt für ihr fast schon telepathisches Handling und ihr hochwertiges Fahrwerk. Die Z900 kontert mit der puren, seidigen Kraft ihres Vierzylinders.

vs. Suzuki GSX-S1000: Der ewige Rivale

Die GSX-S1000 bietet einen noch stärkeren Motor, ist aber technologisch nicht mehr auf dem neuesten Stand der Z900. Das Duell der japanischen Vierzylinder-Giganten ist neu eröffnet.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Lohnt sich das Upgrade vom alten Z900-Modell?

Ja, uneingeschränkt. Allein die neue, schräglagensensible Elektronik und der Quickshifter mit Blipper sind ein gewaltiger Sprung nach vorne und den Aufpreis wert.

Ist die Z900 für Anfänger geeignet?

Nein. Mit 124 PS ist sie zu stark für absolute Fahranfänger. Es gibt aber eine auf 95 PS gedrosselte Version, die dann A2-fähig gemacht werden kann.

Wie groß ist der Unterschied zur Z900RS?

Es sind zwei komplett verschiedene Motorräder. Die Z900RS ist ein entspanntes Retro-Bike mit Fokus auf Stil und Komfort. Die Z900 ist ein aggressiver, moderner Streetfighter mit Fokus auf maximale Performance.

Macht die neue Elektronik das Fahren komplizierter?

Nein. Die Fahrmodi sind klar definiert und einfach zu wechseln. Die meiste Zeit agiert die Elektronik unauffällig im Hintergrund und greift nur ein, wenn es wirklich nötig ist.

Fazit: Hat Kawasaki den perfekten Streetfighter geschaffen?

Sie sind verdammt nah dran. Die Kawasaki Z900 (2025) hat ihre einzige echte Schwäche ausgemerzt und ist vom muskulösen Kraftprotz zu einem intelligenten Athleten gereift. Die Kombination aus ihrem einzigartigen Vierzylinder-Motor und dem neuen, hochmodernen Elektronikpaket ist eine Wucht. Sie bietet nun ein Maß an Sicherheit und Kontrolle, das perfekt zu ihrer explosiven Leistung passt. Der Bestseller ist nicht nur besser geworden – er ist jetzt ein ernsthafter Anwärter auf die Krone.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Die alte Z900 hatte das Herz eines Löwen, aber das Gehirn einer Eidechse. Mit der neuen IMU-gestützten Elektronik hat sie endlich den taktischen Verstand eines Jägers. Das Biest ist jetzt klüger und dadurch noch viel gefährlicher.“

Vor- und Nachteile

Pro (Vorteile)
Contra (Nachteile)
✅ Einzigartiger, charakterstarker Vierzylinder-Motor
❌ Gewicht im Vergleich zur Dreizylinder-Konkurrenz höher
✅ Umfassendes, modernes Elektronikpaket mit IMU
❌ Fahrwerk der Basis-Version bei harter Gangart am Limit
✅ Quickshifter mit Blipper-Funktion serienmäßig
❌ Design ist aggressiv, aber weniger extravagant als bei manchen Rivalen
✅ Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis
✅ Bewährtes, agiles und stabiles Chassis

Urteil des Redakteurs: Mathias Kalbs persönliches Fazit

Das Warten hat sich gelohnt. Die neue Z900 ist ein Meisterstück. Kawasaki hat es geschafft, die rohe, ungefilterte Seele, die Millionen von Fans lieben, zu erhalten und sie in ein modernes, sicheres und technologisch hochkarätiges Paket zu schnüren. Sie ist immer noch der hemdsärmelige Kumpel, mit dem man Pferde stehlen kann, aber jetzt hat dieser Kumpel einen schwarzen Gürtel in Karate. Für mich ist die Z900 (2025) das derzeit kompletteste und überzeugendste Angebot im Segment der Vierzylinder-Naked-Bikes. Eine absolute Bombe.

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