Honda CBR650R (2025): Test & E-Clutch Analyse

Foto des Autors
Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Jeder kennt den Traum: die aggressive Optik, das knieschleifende Gefühl, der Sound einer Rennmaschine. Und jeder kennt die Realität: schmerzende Handgelenke, ein bockiger Motor im Stadtverkehr und eine Kupplungshand, die nach 30 Minuten Stop-and-Go krampft. Die Honda CBR650R war schon immer Hondas Antwort auf dieses Dilemma – ein Motorrad mit der Seele eines Racers und dem Herzen eines Allrounders. Für das Modelljahr 2025, das die Neuerungen von 2024 übernimmt, hat Honda diesem Konzept nun die Krone aufgesetzt: die optionale E-Clutch. Eine Technologie, die das Fahren im Alltag revolutionieren könnte. Ist das der perfekte Sportler für die reale Welt?

Vierzylinder-Seele trifft E-Clutch-Komfort: Der X-Faktor

Die wahre Magie der CBR650R liegt in der Kombination zweier einzigartiger Merkmale.

Die Faszination des Reihenvierers: Sound und Drehfreude

In einer von Zweizylindern dominierten Klasse ist der Motor der CBR650R ein seltenes Juwel. Der 649-ccm-Reihenvierzylinder bietet eine seidenweiche, fast turbinenartige Laufkultur, die kein Zweizylinder erreicht. Er liebt Drehzahlen und belohnt den Fahrer mit einem heiseren, süchtig machenden Fauchen, wenn die Nadel die 10.000er-Marke passiert. Das ist pures, klassisches Supersport-Feeling.

Die E-Clutch Revolution: Wie sie das Motorradfahren verändert

Stellen Sie sich vor, Sie könnten anfahren, anhalten und durch alle Gänge schalten, ohne jemals wieder den Kupplungshebel zu berühren. Genau das macht die E-Clutch. Ein intelligentes System übernimmt die Arbeit der Kupplung vollautomatisch. Sie schalten wie gewohnt mit dem Fuß, aber die linke Hand hat frei. Im Stadtverkehr ist das ein Komfortgewinn, der das Fahren fundamental verändert.

Die perfekte Symbiose für den Alltagssportler

Diese Kombination ist genial. Man bekommt den emotionalen, hochdrehenden Vierzylinder für die freie Landstraße und den unschlagbaren Komfort der E-Clutch für den nervigen Berufsverkehr. Es ist das Beste aus beiden Welten in einem Paket.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Die E-Clutch ist die Antwort auf eine Frage, die viele Sportfahrer nicht einmal zu stellen wagten. Sie eliminiert 100% des Stresses im Stadtverkehr, lässt aber 100% des Schaltspaßes auf der freien Straße übrig. Das ist nicht die Zukunft, das ist die brillante Gegenwart.“

Das Herz eines Racers: Der 650er-Motor im Detail

Der Motor ist ein Meisterwerk der Honda-Ingenieurskunst.

95 PS: Souveräne und lineare Leistung für Straße und Landstraße

Mit 95 PS ist die CBR650R kräftig genug für jede Situation auf der öffentlichen Straße. Die Leistungsentfaltung ist extrem linear und berechenbar, was sie auch für weniger erfahrene Piloten gut beherrschbar macht. Sie ist schnell, ohne jemals hinterhältig zu sein.

A2-Konformität: Der Einstieg in die Vierzylinder-Welt

Selbstverständlich ist der Motor auf 48 PS drosselbar und damit A2-tauglich. Das macht die CBR650R zu einer der hochwertigsten und faszinierendsten Optionen für Fahranfänger.

Sportler im Realitäts-Check: Aerodynamik, Handling und Komfort

Trotz des „R“ im Namen ist die CBR ein erstaunlich umgängliches Motorrad.

Das Fireblade-Design: Aerodynamik und effektiver Windschutz

Das scharfe Design mit den doppelten LED-Scheinwerfern ist direkt von der großen Schwester, der Fireblade, inspiriert. Die Verkleidung ist nicht nur Show, sie bietet einen effektiven Windschutz, der auch längere Autobahnetappen erträglich macht.

Die Ergonomie: Sportlich, aber nicht radikal – der perfekte Kompromiss

Die Lenkerstummel sind unter der Gabelbrücke montiert, aber die Sitzposition ist deutlich entspannter als bei einem reinrassigen Supersportler wie der CBR600RR. Es ist der perfekte Kompromiss, der eine sportliche Haltung ermöglicht, ohne nach 30 Minuten Schmerzen zu verursachen.

Das Showa-Fahrwerk: Präzision und Stabilität im Test

Die hochwertige Showa SFF-BP Upside-Down-Gabel und das gut abgestimmte Federbein sorgen für eine exzellente Balance. Das Motorrad ist stabil in schnellen Kurven, aber gleichzeitig agil genug für den Stadtverkehr.

Moderne Ausstattung: Elektronik und Cockpit

Seit dem letzten Update ist die CBR650R auch digital auf der Höhe der Zeit.

Das 5-Zoll-TFT-Display mit Honda RoadSync

Das moderne TFT-Farbdisplay ist hell und klar ablesbar. Via Honda RoadSync lässt sich das Smartphone für Turn-by-Turn-Navigation, Anrufe und Musikwiedergabe koppeln.

Traktionskontrolle (HSTC) und ABS: Der bewährte Sicherheitsstandard

Die serienmäßige, abschaltbare Honda Selectable Torque Control (HSTC) verhindert ein Durchdrehen des Hinterrads. Ein modernes 2-Kanal-ABS gehört selbstverständlich ebenfalls zum Standard.

Der Preis der Vernunft: Kosten und Unterhalt

Ein Vierzylinder-Sportler mit Hightech muss nicht unbezahlbar sein.

Der Preis der CBR650R (2025) mit und ohne E-Clutch

Die Honda CBR650R startet bei ca. 9.800 €. Das Modell mit der optionalen E-Clutch liegt bei ca. 10.200 €.

Spezifikation
Honda CBR650R E-Clutch (2025)
Motor
Flüssigkeitsgekühlter Reihen-4-Zylinder, 16 Ventile, DOHC
Hubraum
649 ccm
Leistung
70 kW (95 PS) bei 12.000 U/min (drosselbar auf 35kW)
Drehmoment
63 Nm bei 9.500 U/min
Elektronik
E-Clutch (optional), HSTC, 5-Zoll-TFT
Sitzhöhe
810 mm
Gewicht (fahrfertig)
211 kg
Preis (geschätzt)
ca. 10.200 € zzgl. Nebenkosten

Legendäre Honda-Zuverlässigkeit und Servicekosten

Die Zuverlässigkeit von Honda ist sprichwörtlich. Geringer Verbrauch und moderate Wartungskosten machen die CBR650R zu einem vernünftigen Gesamtpaket.

Der einsame Samurai: Die CBR650R im Konkurrenzumfeld

Als einziger Vierzylinder hat die CBR650R eine Sonderstellung.

Merkmal
Honda CBR650R
Yamaha R7
Aprilia RS 660
Motor
Reihen-4
Reihen-2 (CP2)
Reihen-2
Konzept
Alltags-Sportler
Purer Supersportler
Premium-Sportler
Highlight
Motor, E-Clutch, Komfort
Handling, Rennstrecken-Fokus
Leistung, Elektronik
Preis (ca.)
10.200 € (E-Clutch)
9.874 €
11.500 €

vs. Kawasaki Ninja 650: Das Duell der Pragmatiker

Die Ninja 650 ist noch komfortabler und günstiger, bietet aber nicht die Faszination und die Spitzenleistung des Vierzylinder-Motors der Honda.

vs. Yamaha R7: Radikaler Supersportler gegen Allround-Sportler

Die R7 ist ein reinrassiger Supersportler mit einer extremen Ergonomie und einem auf die Rennstrecke fokussierten Fahrwerk. Die CBR650R ist das erheblich komfortablere und alltagstauglichere Motorrad.

vs. Aprilia RS 660: Die italienische Premium-Alternative

Die RS 660 ist stärker, leichter und technologisch noch fortschrittlicher, aber auch deutlich teurer. Die Honda ist die rationalere Wahl mit dem einzigartigen Vierzylinder-Charakter.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist die CBR650R ein „echter“ Supersportler wie die CBR600RR?

Nein. Sie ist bewusst als „Supersportler für die Straße“ konzipiert. Ihre Ergonomie ist komfortabler und ihr Motorcharakter alltagstauglicher. Eine CBR600RR ist ein reines Rennstrecken-Gerät.

Für wen lohnt sich die E-Clutch-Option wirklich?

Für jeden, der regelmäßig im Stadtverkehr oder Stau fährt. Aber auch für Tourenfahrer und sogar sportliche Fahrer ist es ein faszinierendes Feature, das den Komfort und die Konzentration erhöht. Bei dem geringen Aufpreis ist es eine klare Empfehlung.

Ist die Sitzposition für lange Touren bequem genug?

Ja. Für einen Sportler ist die CBR650R erstaunlich komfortabel. Längere Tagestouren sind problemlos möglich, ohne dass man danach einen Chiropraktiker braucht.

Reicht die Leistung auch für erfahrene Fahrer aus?

Absolut. 95 PS sind mehr als genug Leistung für maximalen Fahrspaß auf der Landstraße. Der Motor will gedreht werden, was für erfahrene Fahrer eine unterhaltsame Herausforderung darstellt.

Fazit: Hat Honda den perfekten Alltags-Sportler geschaffen?

Ja, das haben sie. Die Honda CBR650R (2025), besonders mit der E-Clutch, ist ein Meisterwerk der Vernunft und des Fahrspaßes. Sie kombiniert den emotionalen, hochdrehenden Charakter eines Vierzylinders, den man sonst in dieser Klasse nicht mehr findet, mit einer alltagstauglichen Ergonomie und einer revolutionären Technologie, die das Fahren einfacher und angenehmer macht. Sie ist der Beweis, dass ein Sportmotorrad nicht unpraktisch sein muss.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „In einer Welt voller stampfender Zweizylinder ist der Vierzylinder der CBR650R ein schreiendes Stück Seide. Die Laufruhe ist süchtig machend, und der Sound bei 12.000 Umdrehungen ist etwas, das kein Twin jemals nachahmen kann. Das ist pure, klassische Honda-Magie.“

Vor- und Nachteile

Pro (Vorteile)
Contra (Nachteile)
✅ Einziger Vierzylinder-Motor in der Klasse mit tollem Sound
❌ Etwas höheres Gewicht als die Zweizylinder-Konkurrenz
✅ Revolutionäre und geniale E-Clutch-Option
❌ Fahrwerk bei reinem Rennstreckeneinsatz am Limit
✅ Exzellenter Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort
❌ Elektronik gut, aber ohne IMU nicht „High-End“
✅ Hohe Verarbeitungsqualität und Zuverlässigkeit
❌ Drehmoment im Keller geringer als bei V2-Konzepten
✅ Modernes TFT-Display und scharfes Design

Urteil des Redakteurs: Mathias Kalbs persönliches Fazit

Die CBR650R ist für mich die stille Heldin im Honda-Programm. Sie ist ein unglaublich durchdachtes, hochwertiges und unterhaltsames Motorrad. Die Ergänzung der E-Clutch ist ein Geniestreich, der ihre Alltagsqualitäten auf ein neues Level hebt. Sie bietet 90% des Supersport-Feelings mit 100% Alltagstauglichkeit. Für jeden, der die Faszination eines Vierzylinder-Sportlers erleben will, ohne die Nachteile in Kauf nehmen zu müssen, gibt es aktuell kein besseres Motorrad auf dem Markt.

Fotos

Verbrauchsdaten

Schreibe einen Kommentar