Honda CB1000 Hornet (2025) im Test: Die Rückkehr des Stachels?

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Jahrelang war es ruhig im Lager der großen Honda Naked Bikes. Die stilvolle, aber sanfte CB1000R „Neo Sports Café“ überließ das Feld der aggressiven Super-Nakeds der europäischen Konkurrenz. Für 2025 ist die Ruhe vorbei. Honda lässt eine Legende wiederauferstehen und schickt die brandneue CB1000 Hornet ins Rennen. Der Name ist Programm: Statt Retro-Charme gibt es aggressive Streetfighter-Ästhetik. Statt entspannter Souveränität gibt es ein Herz aus der Fireblade. Dies ist Hondas unmissverständliche Kampfansage an die etablierten Platzhirsche.

Das Erbe der Fireblade: Wie wild ist der Vierzylinder wirklich?

Das Herzstück der neuen Hornet ist eine weiterentwickelte Version des 999-Kubik-Reihenvierzylinders aus der 2017er CBR1000RR Fireblade. Mit einer Spitzenleistung von über 150 PS und mehr als 100 Nm Drehmoment sind die reinen Zahlen eine Ansage. Doch die wahre Faszination liegt im Charakter. Dies ist ein reinrassiger Supersport-Motor, der für den Straßeneinsatz optimiert wurde. Er kombiniert eine beeindruckende Spitzenleistung mit einer für Vierzylinder starken Mitte. Anders als die designorientierte CB1000R ist die Hornet auf maximale Performance ausgelegt. Sie giert nach Drehzahlen, belohnt den Fahrer mit einem süchtig machenden Ansaugsound und einer Beschleunigung, die sie fest im Revier der Super-Naked-Bikes verankert. Die Kraftübertragung erfolgt über einen neuen Stahl-Brückenrahmen, der die nötige Steifigkeit für diesen potenten Antrieb bietet.

Tipp von Mathias Kalb: Investieren Sie unbedingt in den optionalen Quickshifter. Ein hochdrehender Vierzylinder wie dieser lebt von schnellen, präzisen Gangwechseln, um immer im optimalen Drehzahlband zu bleiben. Ein Quickshifter ist hier kein Luxus-Accessoire, sondern ein essenzielles Performance-Werkzeug, das den Fahrspaß maximiert.

Technische Daten der Honda CB1000 Hornet (2025)

Merkmal
Daten (vorläufig)
Motor
Flüssigkeitsgekühlter 4-Zylinder-Reihenmotor, DOHC, 16 Ventile
Hubraum
999 cm³
Leistung
> 110 kW (> 150 PS)
Drehmoment
> 100 Nm
Sitzhöhe
ca. 820-830 mm
Gewicht (fahrfertig)
ca. 210 kg
Fahrwerk vorne
Showa 41 mm Separate Function Fork – Big Piston (SFF-BP), einstellbar
Fahrwerk hinten
Showa Monofederbein mit Pro-Link Hebelumlenkung, einstellbar
Elektronik
Ride-by-Wire, 3 Fahrmodi, HSTC (Traktionskontrolle)
Preis (Deutschland)
ca. 14.500 € (geschätzt)

Fahrwerk und Bremsen: Gebaut für die Landstraße oder die Rennstrecke?

Die Hornet ist klar auf eine aggressive Landstraßen-Performance ausgelegt. Die voll einstellbare Showa SFF-BP Gabel an der Front ist eine hochwertige Komponente, die für ihre feinfühlige Dämpfung und hohe Stabilität bekannt ist. Hinten arbeitet ein ebenfalls einstellbares Showa-Federbein über eine Pro-Link-Hebelumlenkung. Diese Konfiguration verspricht eine exzellente Balance aus Agilität für enge Kehren und Stabilität für schnelle, weite Kurven. Die radial montierten Vierkolben-Bremssättel an der Front sorgen für eine standesgemäße und gut dosierbare Verzögerung. Im Vergleich zur fast schon gemütlichen CB1000R ist die Hornet ein deutlich schärferes, präziseres und fahrerorientiertes Motorrad.

Der Ingenieur-Kompromiss: Spitzenleistung vs. Drehmoment im Keller

Die Entscheidung für einen Superbike-abgeleiteten Reihenvierzylinder ist ein klares Bekenntnis zur Spitzenleistung. Wer sich für die berauschende Beschleunigung und das hohe Drehzahlniveau der Hornet entscheidet, opfert zwangsläufig das bullige Drehmoment bei niedrigsten Drehzahlen, das V-Twins oder V4-Motoren in dieser Klasse bieten. Der Kompromiss ist also: Man erhält ein Motorrad, das im oberen Drehzahlbereich eine Rakete ist, muss es aber durch aktive Schaltarbeit „bei Laune“ halten. Für entspanntes, schaltfaules Cruisen ist sie weniger geeignet als ihre Vorgängerin.

Design und Ergonomie: Ist das noch Honda-typisch?

Das Design ist ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit. Die Hornet ist aggressiv, kantig und muskulös. Die geduckte Front mit den scharf gezeichneten LED-Doppelscheinwerfern und das kurze, hohe Heck signalisieren unmissverständlich: Hier geht es um Angriff. Die Ergonomie ist sportlich, mit einer aktiven, Vorderrad-orientierten Sitzposition. Der Fahrer sitzt nicht mehr entspannt „im“ Motorrad wie bei der CB1000R, sondern „auf“ der Hornet, bereit für die nächste Kurve. Sie ist weniger vernünftig, dafür aber deutlich emotionaler und polarisierender.

Der „Preis eines Fehlers“: Falsche Erwartungen an den Motor

Der größte Fehler für einen potenziellen Käufer, der von einem Zweizylinder umsteigt, wäre eine falsche Erwartungshaltung an die Leistungsentfaltung.

  • Problem: Der Fahrer beschleunigt aus einer Kehre bei 4.000 U/min im dritten Gang und ist enttäuscht von der verhaltenen Reaktion.
  • Lösung: Einen Gang zurückschalten und die Drehzahl über 7.000 U/min halten.
  • Ergebnis (bei Nichtbeachtung): Der Fahrer wird den Motor als „schwach“ oder „charakterlos“ im unteren Bereich empfinden. Die „Kosten“ sind hier ein massiver Verlust an Fahrspaß, weil das Potenzial des Motors nicht abgerufen wird. Man kauft einen Sprinter und versucht, ihn wie einen Gewichtheber zu nutzen. Der Schlüssel zum Glück liegt im Verständnis, dass die wahre Musik dieses Motors im oberen Drittel des Drehzahlbandes spielt.

Der Vergleich: Wie schlägt sich die Hornisse im Wespennest?

Die CB1000 Hornet tritt gegen die stärksten Super-Nakeds der Welt an.

Modell
Motor
Leistung
Gewicht
Stärken
Schwächen
Honda CB1000 Hornet
4-Zylinder-Reihe
> 150 PS
ca. 210 kg
Hochdrehender Motor, Handling, vermutl. Preis
Weniger Drehmoment unten, Basis-Elektronik
BMW S 1000 R
4-Zylinder-Reihe
165 PS
199 kg
Umfassendes Elektronikpaket, Top-Fahrwerk
Sehr hoher Preis, komplexe Bedienung
Yamaha MT-10
4-Zylinder „Crossplane“
166 PS
212 kg
Einzigartiger Motor-Charakter, satter Sound
Hoher Verbrauch, polarisierendes Design

Die BMW ist der deutsche Hightech-Primus mit dem besten Elektronik-Paket. Die Yamaha ist der charismatische Rebell mit dem unnachahmlichen Crossplane-Sound. Die Honda CB1000 Hornet positioniert sich als der japanische Herausforderer, der mit einem potenten Fireblade-Motor und einem vermutlich sehr attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis punkten wird.

Fazit: Für wen sticht diese Hornisse?

Die Honda CB1000 Hornet ist die lang ersehnte Antwort für alle, die ein echtes japanisches Super-Naked-Bike mit einem hochdrehenden Vierzylinder und aggressiver Optik vermisst haben. Sie ist die perfekte Wahl für den sportlichen Landstraßenfahrer, der die Performance eines Superbikes ohne dessen unbequeme Ergonomie sucht.

Sie ist kein gemütlicher Alltags-Cruiser mehr wie ihre Vorgängerin. Sie ist lauter, fordernder und unendlich aufregender. Wenn Honda den Preis aggressiv gestaltet, hat die Hornet das Potenzial, nicht nur zu stechen, sondern das gesamte Segment aufzumischen. Die Hornisse ist zurück – und sie hat Hunger.

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