Es gibt Motorräder, die man für ihre Fahrdynamik kauft. Und es gibt den Fat Boy. Ihn kauft man für seinen Auftritt. Er ist ein Statement, eine rollende Skulptur aus massivem Stahl, dominiert von den ikonischen, vollen Scheibenrädern. Er war nie der agilste oder technologisch fortschrittlichste Cruiser. Er war der Boss. Für das Modelljahr 2025 hat Harley-Davidson diesen Boss nun ins Trainingslager und auf die Schulbank geschickt. Das Ergebnis: der stärkste Motor, der je in einem Serien-Fat-Boy verbaut wurde, und erstmals eine moderne Elektronik-Suite. Die Frage ist: Kann dieser Kraftprotz mit seiner neuen Intelligenz umgehen, ohne seine raue Seele zu verlieren?
Die große Neuheit 2025: Was hat sich wirklich geändert?
Das Update für den Fat Boy ist das bedeutendste seit der Einführung der Softail-Plattform.

Das Herz eines Champions: Der Milwaukee-Eight 117 Custom
Der bisherige 114er-Motor war gut, der neue 117er ist eine Macht. Mit 1.923 ccm Hubraum und gewaltigen 167 Nm Drehmoment schiebt das neue Triebwerk den Fat Boy mit einer Souveränität an, die süchtig macht. Der Punch aus dem Drehzahlkeller ist noch brutaler, das Überholen wird zum Kinderspiel.
Der Einzug der Moderne: Fahrmodi und Traktionskontrolle
Bisher war der Fat Boy ein rein analoges Erlebnis. Jetzt erhält er serienmäßig eine abschaltbare Traktionskontrolle und drei vorprogrammierte Fahrmodi (Sport, Road, Rain). Diese passen nicht nur die Gasannahme an, sondern auch die Intensität der elektronischen Helferlein.
Feinschliff an Fahrwerk und Ergonomie
Obwohl optisch kaum verändert, wurde das Fahrwerk neu abgestimmt, um mit der gesteigerten Leistung besser zurechtzukommen. Die Ergonomie mit dem breiten Lenker und den Trittbrettern bleibt unverkennbar „Fat Boy“, wurde aber im Detail für mehr Kontrolle optimiert.
Ein Statement aus Stahl: Der X-Faktor der visuellen Dominanz
Trotz aller Technik-Updates bleibt das Design der unangefochtene Star.
Die „Lakester“-Räder: Mehr als nur ein Design-Element
Die vollen Scheibenräder sind die Seele des Fat Boy. Sie verleihen ihm seinen unnachahmlichen „Dampfwalzen“-Look. Sie sind schwer, sie sind aerodynamisch eine Herausforderung, aber sie sind unverzichtbar. Sie sind der Grund, warum man einen Fat Boy kauft.
Der 240er-Hinterreifen: Die Kunst der Geraden
Der massive 240er-Hinterreifen unterstreicht den muskulösen Auftritt. Er sorgt für eine unerschütterliche Stabilität auf gerader Strecke und eine Optik, die ihresgleichen sucht.
Warum der Fat Boy ein rollendes Kunstwerk ist
Vom massiven Scheinwerfergehäuse bis zum breiten Heckschutzblech – jede Linie am Fat Boy ist auf maximale visuelle Wirkung ausgelegt. Er ist kein Motorrad für Pragmatiker, er ist ein Kunstwerk für Liebhaber.
Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Der Fat Boy ist eines der wenigen Motorräder, das im Stand genauso faszinierend ist wie in der Fahrt. Man kauft kein Fahrzeug, man kauft einen Ankerpunkt für die Augen. Die neue Kraft des 117er-Motors ist fantastisch, aber der wahre Grund für die Unterschrift auf dem Kaufvertrag wird immer sein Look bleiben.“
Der Ritt auf der Kanonenkugel: Fahrverhalten und Handling
Ein Fat Boy fährt sich anders. Nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders.
Souveränität auf der Geraden: Der unerschütterliche Gleiter
Auf der Autobahn oder einer breiten Bundesstraße ist der Fat Boy in seinem Element. Er liegt dank seines Gewichts und der fetten Reifen wie ein Brett auf der Straße und lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen.
Die Herausforderung der Kurve: Wie fährt sich der Walzen-Look?
In Kurven verlangt der Fat Boy nach einer klaren Hand. Man muss ihn aktiv in die Schräglage drücken und auf Kurs halten. Die breiten Reifen erfordern höhere Lenkkräfte als bei einem normalen Cruiser. Schnelle Wechselkurven sind nicht seine Paradedisziplin.
Rangieren und Langsamfahrt: Muskeln sind gefragt
Mit über 317 kg Leergewicht ist das Rangieren eine sportliche Betätigung. Bei langsamer Fahrt hilft der tiefe Schwerpunkt, die Balance zu halten, aber man spürt die Masse des Motorrads jederzeit.

Muskeln mit Hirn: Die neue Elektronik im Detail
Die neuen elektronischen Helfer sind die größte funktionale Neuerung.
Die neuen Fahrmodi (Sport, Road, Rain): Welcher für wen?
Der Sport-Modus entfesselt die volle Wucht des 117er-Motors mit direkter Gasannahme. Road ist der perfekt ausbalancierte Alltags-Modus. Rain reduziert die Leistung spürbar und macht die Kraft des Big-Twins auch auf nasser Straße sicher beherrschbar.
Traktionskontrolle und Kurven-ABS: Sinnvolle Helfer für den Koloss
Eine Traktionskontrolle (TCS) ist bei 167 Nm Drehmoment kein Luxus, sondern eine sinnvolle Ergänzung, die durchdrehende Räder beim harten Beschleunigen verhindert. Das serienmäßige Kurven-ABS sorgt für zusätzliche Sicherheit beim Bremsen in Schräglage.
Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Manche Puristen mögen über Fahrmodi bei einer Harley die Nase rümpfen. Aber der ‚Rain‘-Modus allein ist Gold wert. Er nimmt dem Biest die Zähne und verwandelt eine potenzielle Rutschpartie auf nassem Kopfsteinpflaster in eine kontrollierbare Fahrt. Das ist kein Verrat am Purismus, das ist purer Fortschritt.“
Der Preis des Auftritts: Kosten und Varianten
Mehr Leistung und mehr Technik haben ihren Preis.
Der Preis des Fat Boy 117 (2025) in Deutschland
Der Basispreis für den neuen Harley-Davidson Fat Boy 117 startet bei ca. 29.000 €.
Spezifikation | Harley-Davidson Fat Boy 117 (2025) |
Motor | Milwaukee-Eight 117, V-Twin |
Hubraum | 1.923 ccm |
Leistung | 77 kW (105 PS) bei 5.020 U/min |
Drehmoment | 167 Nm bei 3.500 U/min |
Rahmen | Softail-Rahmen aus Stahl |
Hinterreifen | 240/40R18 |
Sitzhöhe | 675 mm |
Gewicht (fahrfertig) | 317 kg |
Preis (Basis) | ca. 29.000 € zzgl. Nebenkosten |
Chrom oder Schwarz: Die ewige Stil-Frage
Auch der neue Fat Boy ist in der klassischen, hell glänzenden Chrom-Ausführung und einer düsteren, komplett schwarzen Variante erhältlich.

Die Giganten des Boulevards: Der Fat Boy im Konkurrenzumfeld
Der Fat Boy ist ein Original, aber die Konkurrenz im Muscle-Cruiser-Segment ist stark.
Merkmal | H-D Fat Boy 117 | Ducati Diavel V4 | Triumph Rocket 3 R |
Motor | V-Twin | V4 | Reihen-3 |
Drehmoment | 167 Nm | 126 Nm | 221 Nm |
Hinterreifen | 240 mm | 240 mm | 240 mm |
Philosophie | Ikonischer Stil & Drehmoment | Hightech-Performance | Brachiale Gewalt |
Preis (Basis) | ca. 29.000 € | ca. 27.500 € | ca. 25.400 € |
vs. Ducati Diavel V4: Italienische Hightech-Power
Die Diavel ist ein Technologieträger mit einem bärenstarken V4-Motor und einem sportlichen Fahrwerk. Sie ist das deutlich fahraktivere Motorrad. Der Fat Boy kontert mit seinem puristischen, klassischen Look und dem authentischen V-Twin-Gefühl.
vs. Triumph Rocket 3 R: Britische Dreizylinder-Brachialgewalt
Die Rocket 3 ist mit ihrem 2,5-Liter-Dreizylinder-Motor der unangefochtene Drehmoment-König. Sie ist ein reines Muscle-Bike. Der Fat Boy ist im Vergleich der stilvollere, klassischere Cruiser.
vs. Indian Chief Dark Horse: Der amerikanische Rivale
Die Indian Chief ist ein traditionellerer Cruiser mit einem fantastischen Motor. Ihr fehlt jedoch die einzigartige, brachiale Optik der vollen Scheibenräder, die den Fat Boy so besonders macht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist der Fat Boy für lange Touren geeignet?
Bedingt. Ihm fehlen Windschutz und Gepäckmöglichkeiten der Heritage Classic. Für Tagestouren und Wochenendtrips ist der Komfort aber ausreichend.
Wie groß ist der Unterschied vom 114er zum 117er Motor wirklich?
Er ist spürbar. Besonders im mittleren Drehzahlbereich, wo man sich am häufigsten aufhält, drückt der 117er noch souveräner und kraftvoller an.
Macht die neue Elektronik den Fat Boy komplizierter?
Nein. Die Bedienung ist denkbar einfach über einen Knopf an der Lenkerarmatur. Die meiste Zeit wird man im „Road“-Modus fahren und die Elektronik als stillen Wächter im Hintergrund agieren lassen.
Ist das Handling in Kurven wirklich so kompromissbehaftet?
Es ist kein Kurvenräuber, das ist klar. Man muss ihn bewusst und mit Körpereinsatz lenken. Es ist kein „schlechtes“ Handling, es ist einfach ein sehr eigenständiges, das zum dominanten Charakter des Bikes passt.
Fazit: Hat Harley die Ikone perfektioniert?
Perfektioniert wäre das falsche Wort, denn Perfektion war nie das Ziel des Fat Boy. Sein Reiz lag immer in seinen Ecken und Kanten. Harley-Davidson hat seine Ikone für 2025 aber auf die bestmögliche Weise verbessert: Sie haben ihm das stärkere Herz gegeben, das er verdient, und ihm ein Gehirn eingepflanzt, das diese neue Kraft sicher und nutzbar macht. Der brachiale, unverkennbare Charakter bleibt zu 100% erhalten. Die Legende ist nicht nur am Leben, sie ist stärker und klüger als je zuvor.
Vor- und Nachteile
Pro (Vorteile) | Contra (Nachteile) |
✅ Unvergleichlicher, ikonischer „Dampfwalzen“-Look | ❌ Schwerfälliges Handling in engen Kurven |
✅ Extrem drehmomentstarker Milwaukee-Eight 117 Motor | ❌ Hohes Gewicht, anspruchsvoll beim Rangieren |
✅ Sinnvolle Elektronik-Updates (Fahrmodi, TCS) | ❌ Puristisches Cockpit ohne moderne Konnektivität |
✅ Überraschend komfortable Sitzposition | ❌ Praktisch kein Windschutz oder Gepäckraum |
✅ Hoher Wiederverkaufswert und Kultstatus |
Urteil des Redakteurs: Mathias Kalbs persönliches Fazit
Der Fat Boy war schon immer das coolste Schwein im Stall. Ein Motorrad, das man nicht erklärt, sondern erfährt. Das Update auf den 117er-Motor war überfällig und passt perfekt zu seinem muskulösen Auftritt. Die neue Elektronik nimmt ihm nichts von seiner Seele, sondern gibt dem Fahrer das Vertrauen, die gewachsene Kraft auch zu nutzen. Er bleibt ein Spezialist für den großen Auftritt und das souveräne Gleiten. Und in dieser Rolle ist er mit dem 2025er-Update besser und begehrenswerter denn je.
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