Ducati Multistrada V4 S (2025): Test & Technikanalyse

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Wie macht man das beste Motorrad seiner Klasse noch besser? Ducati beantwortet diese Frage für 2025 nicht mit einer Jagd nach neuen PS-Rekorden, sondern mit intelligenter Verfeinerung. Die Multistrada V4 S war bereits bei ihrer Einführung ein Quantensprung: der erste Serien-Tourer mit Front- und Heckradar, angetrieben von einem potenten V4-Motor, der die Konkurrenz in den Schatten stellte. Die neuen Updates konzentrieren sich nun darauf, diese technologische Dominanz noch zugänglicher und komfortabler zu machen. Es geht darum, die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine weiter zu perfektionieren. Wir haben analysiert, wie diese neuen, smarten Details das Fahrerlebnis verändern.

Die Evolution der Intelligenz: Was ist 2025 wirklich neu?

Die Magie der 2025er-Updates liegt in der Software und der durchdachten Ergonomie.

„Easy Lift“ und Co.: Neue Software für mehr Komfort und Zugänglichkeit

Das Highlight ist die neue „Easy Lift“-Funktion. Öffnet man die Zündung, reduziert das semi-aktive Fahrwerk die Vorspannung und senkt das Motorrad spürbar ab. Das erleichtert das Aufbocken und das Aufsteigen ungemein. In Kombination mit der „Minimum Preload“-Funktion, die das Bike bei langsamer Fahrt oder im Stand absenkt, wird die mächtige Multistrada auch für kleinere Fahrer deutlich beherrschbarer.

Optimierte Zylinderabschaltung: Kühle Brise statt heißer Beine

Die Deaktivierung der hinteren Zylinderbank im Stand wurde weiter optimiert. Sie funktioniert nun in einem breiteren Temperaturbereich und auch während der Fahrt bei geringer Last. Das reduziert nicht nur den Verbrauch, sondern vor allem die Hitzeentwicklung im Bereich des Fahrersitzes – ein spürbarer Komfortgewinn im Stadtverkehr oder bei hohen Temperaturen.

Verbesserungen bei Ergonomie und Zubehör

Der Soziussitz wurde neu gestaltet und bietet mehr Platz und Komfort. Zudem wurde das Zubehörprogramm um neue, besser integrierte Koffersysteme erweitert.

Das Herz eines Superbikes: Der V4 Granturismo als X-Faktor

Trotz aller Elektronik bleibt dieser Motor die Seele des Motorrads. Er ist der entscheidende Unterschied.

170 PS: Die zwei Gesichter der Macht – von sanft bis brutal

Der V4 Granturismo ist ein Meister der Verwandlung. Im Touring-Modus bei niedrigen Drehzahlen ist er unglaublich sanft, vibrationsarm und kultiviert. Doch wehe, man wählt den Sport-Modus und lässt ihn von der Leine: Dann erwacht das Superbike-Biest in ihm. Er dreht mit einer Gier und einer Leistungsentfaltung, die jede Passstraße zur Rennstrecke macht.

Der 60.000-km-Ventilspiel-Service: Ducati erfindet sich neu

Mit dem Verzicht auf die traditionelle Desmodromik und der Einführung eines Ventilfedersystems beim Granturismo-Motor hat Ducati einen Geniestreich gelandet. Der Hauptservice für die Ventile ist nur noch alle 60.000 Kilometer fällig. Das ist ein Rekordwert im Segment und zerstreut alle alten Vorurteile über teure Ducati-Wartungen.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Der 60.000-km-Serviceintervall ist mehr als nur eine Zahl. Es ist ein Statement. Es ist das Versprechen von Ducati, dass Performance und Zuverlässigkeit keine Gegensätze mehr sind. Das macht die Multistrada V4 nicht nur zu einem der leistungsstärksten, sondern auch zu einem der vernünftigsten Angebote in der Oberklasse.“

Der V4-Klang: Mehr als nur ein Motorgeräusch

Der Sound ist einzigartig. Bei niedrigen Touren ein sonores Brummen, bei hohen Drehzahlen ein heiseres, an die MotoGP erinnerndes Fauchen. Er ist präsent, aber niemals aufdringlich – die perfekte Untermalung für den großen Auftritt.

Der fliegende Teppich: Fahrwerk, Bremsen und Handling

Die Fähigkeit der Multistrada, scheinbare Gegensätze zu vereinen, zeigt sich am deutlichsten im Fahrverhalten.

Skyhook-Federung EVO: Das semi-aktive Fahrwerk im Detail

Das elektronische Ducati Skyhook Suspension System ist das Gehirn des Fahrwerks. Es analysiert hunderte Male pro Sekunde den Straßenzustand und den Fahrstil und passt die Dämpfung in Echtzeit an. Das Ergebnis: Das Motorrad gleitet wie ein fliegender Teppich über Unebenheiten, bietet aber in sportlichen Kurven eine straffe, präzise Kontrolle.

Brembo Stylema: Bremsen wie ein Sportler

Die Brembo Stylema Bremssättel, die auch auf der Panigale V4 verbaut werden, sind eine Macht. Sie bieten eine brachiale, aber perfekt dosierbare Verzögerung und eine Standfestigkeit, die auch bei voller Beladung und Passabfahrten nicht nachlässt.

Handling: Die überraschende Agilität eines großen Bikes

Trotz ihrer stattlichen Erscheinung lässt sich die Multistrada V4 S erstaunlich leicht und agil bewegen. Das 19-Zoll-Vorderrad bietet einen exzellenten Kompromiss aus Stabilität und Handlichkeit.

Hightech auf zwei Rädern: Das Elektronik-Arsenal

Hier ist die Multistrada der unangefochtene König.

Front- und Heck-Radar: Der adaptive Tempomat und der Totwinkel-Assistent

Die Multistrada war das erste Motorrad mit dieser Technologie, und sie ist immer noch die Referenz. Der adaptive Tempomat (ACC) macht lange Autobahnetappen unglaublich entspannt. Der Totwinkel-Assistent (BSD) warnt über LEDs in den Spiegeln vor Fahrzeugen im toten Winkel – ein unschätzbares Sicherheitsplus.

Tipp des Experten von Mathias Kalb: „Nach einer 800-km-Tagesetappe mit adaptivem Tempomat fragt man sich, wie man jemals ohne leben konnte. Es ist kein Gimmick. Es reduziert die mentale Belastung des Fahrers so stark, dass man am Zielort erheblich entspannter und aufmerksamer ankommt. Das ist für mich die Definition von nützlicher Technologie.“

Die Kommandozentrale: TFT-Display und Konnektivität

Das große TFT-Display mit integrierter Kartennavigation (über die Ducati Connect App) und Joystick-Bedienung ist klar, umfassend und intuitiv.

Vier Motorräder in einem: Die Macht der Riding Modes

Mit den vier Riding Modes (Sport, Touring, Urban, Enduro) verändert sich der Charakter des Motorrads fundamental. Motorleistung, Fahrwerk, Traktionskontrolle – alles passt sich auf Knopfdruck an. Man kauft nicht ein Motorrad, man kauft vier.

Die Multistrada im Realitäts-Check: Von Alpentour bis Schotterpass

Wie schlägt sich der Technologieträger im echten Leben?

Tourentauglichkeit: Windschutz und Ergonomie auf der Langstrecke

Hervorragend. Die Ergonomie ist perfekt für lange Tage im Sattel. Das Windschild ist kinderleicht mit einer Hand verstellbar und bietet exzellenten Schutz.

Gepäcklösungen von Ducati: Bereit für die Weltreise?

Das optional erhältliche Koffersystem aus Kunststoff oder Aluminium ist perfekt integriert und bietet reichlich Platz für das große Gepäck zu zweit.

Abseits des Asphalts: Wie viel „Enduro“ steckt in der V4 S?

Die V4 S ist kein Hard-Enduro. Ihr Metier sind Schotterpässe und feste Feldwege. Dank des Enduro-Modus und des gut arbeitenden Fahrwerks meistert sie diese mit Bravour. Für anspruchsvolleres Gelände gibt es die Rally-Version.

Der Preis der Dominanz: Kosten, Pakete und Unterhalt

Technologische Überlegenheit hat ihren Preis.

Die Preise der Multistrada V4 S und der verschiedenen Pakete 2025

Der Basispreis für die Ducati Multistrada V4 S beginnt bei ca. 28.500 €. Die meisten Kunden entscheiden sich jedoch für vorkonfigurierte Versionen wie die „Travel & Radar“ (ca. 31.000 €) oder das „Full“-Paket, das den Preis weiter erhöht.

Spezifikation
Ducati Multistrada V4 S (2025)
Motor
Flüssigkeitsgekühlter V4 Granturismo, 90°-V4
Hubraum
1.158 ccm
Leistung
125 kW (170 PS) bei 10.500 U/min
Drehmoment
125 Nm bei 8.750 U/min
Rahmen
Aluminium-Monocoque-Rahmen
Fahrwerk
Elektronisches, semi-aktives Ducati Skyhook Suspension EVO
Bremsen
2x 330 mm Scheiben, Brembo Stylema 4-Kolben-Sättel
Sitzhöhe
840 – 860 mm (einstellbar)
Gewicht (fahrfertig)
243 kg
Preis (Basis)
ca. 28.500 € zzgl. Nebenkosten

Wartung und Zuverlässigkeit: Der neue Ducati-Standard?

Mit dem bereits erwähnten 60.000-km-Intervall für das Ventilspiel und 15.000 km für den Ölservice ist die Multistrada V4 ein Vorbild an Wartungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit.

Die Herausforderer: Die Multistrada V4 S im Konkurrenzumfeld

Der Kampf der Giganten.

Merkmal
Ducati Multistrada V4 S
BMW R 1300 GS
KTM 1290 Super Adventure S
Motor
V4
Boxer-2
V-Twin
Leistung
170 PS
145 PS
160 PS
Gewicht (fahrfertig)
243 kg
237 kg
243 kg
Highlight
V4-Motor, Radar-System
Telelever, Boxer-Konzept
Performance, Offroad-DNA
Preis (Basis)
ca. 28.500 €
ca. 20.000 €
ca. 21.500 €

vs. BMW R 1300 GS: Der ewige Rivale aus Bayern

Die neue R 1300 GS ist leichter und agiler als je zuvor. Ihr Boxer-Motor bietet enormen Druck von unten. Die Multistrada kontert mit ihrer schieren Spitzenleistung, dem V4-Charakter und dem noch umfassenderen Elektronikpaket.

vs. KTM 1290 Super Adventure S: Die Bestie aus Österreich

Die KTM ist das „Ready to Race“-Adventure-Bike. Sie ist aggressiver, sportlicher und im Herzen mehr Enduro. Die Ducati ist der kultiviertere, technologischere und komfortablere Gran Turismo.

vs. Triumph Tiger 1200 GT Explorer: Britischer Luxus und Komfort

Die Triumph setzt auf Komfort mit ihrem wartungsfreien Kardanantrieb und dem riesigen 30-Liter-Tank. Die Ducati ist das deutlich sportlichere und leistungsstärkere Motorrad.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist der V4-Motor im Stadtverkehr und bei langsamer Fahrt problematisch?

Dank der neuen, optimierten Zylinderabschaltung für 2025 ist die Hitzeentwicklung deutlich reduziert. Der Motor läuft bei niedrigen Drehzahlen sehr sanft. Die Multistrada ist erstaunlich stadttauglich für ein so großes Motorrad.

Lohnt sich das Radar-System wirklich?

Ja, uneingeschränkt. Es ist eines der besten Features des Motorrads und verändert die Art, wie man lange Strecken fährt. Es ist ein enormer Gewinn an Sicherheit und Komfort.

Ist die Multistrada V4 S für ernsthaftes Offroad geeignet?

Für Schotterpässe und Feldwege ja. Für wirklich hartes Gelände ist sie zu schwer und zu straßenorientiert. Dafür gibt es die DesertX oder die Multistrada V4 Rally.

Wie hoch sind die realen Kosten mit den wichtigsten Paketen?

Die meisten Käufer werden sich für die „Travel & Radar“-Version oder das „Full“-Paket entscheiden. Realistisch sollte man mit einem Endpreis zwischen 31.000 € und 34.000 € rechnen.

Fazit: Ist die Multistrada V4 S immer noch das Maß aller Dinge?

Ja. Und mit den intelligenten Updates für 2025 ist ihr Vorsprung vielleicht sogar noch gewachsen. Sie ist das einzige Motorrad auf dem Markt, das die Performance eines Superbikes so überzeugend mit dem Komfort eines Luxus-Tourers und der Vielseitigkeit einer Reiseenduro verbindet. Sie ist ein technologisches Meisterwerk, das keine Kompromisse kennt. Sie ist nicht nur ein Motorrad, sie ist eine Demonstration des Möglichen.

Vor- und Nachteile

Pro (Vorteile)
Contra (Nachteile)
✅ Überwältigender und charakterstarker V4-Motor
❌ Sehr hoher Anschaffungspreis
✅ Klassenbestes Elektronikpaket mit Radar
❌ Relativ hohes Gewicht
✅ Herausragender Komfort und Windschutz
❌ Für echtes Offroad nur bedingt geeignet
✅ Exzellentes Handling und sportliche Performance
❌ Komplexe Elektronik kann anfangs überfordern
✅ Extrem lange Wartungsintervalle (Ventile)

Urteil des Redakteurs: Mathias Kalbs persönliches Fazit

Es gibt nur wenige Motorräder, die mich nach all den Jahren noch sprachlos machen können. Die Multistrada V4 S gehört dazu. Die schiere Bandbreite ihrer Fähigkeiten ist atemberaubend. In einem Moment gleitet man entspannt über die Autobahn, im nächsten jagt man mit der Präzision eines Sportmotorrads durch die Kehren. Sie ist die ultimative „Ein-Motorrad-für-alles“-Lösung für den Fahrer, der alles will und keine Kompromisse eingehen möchte. Sie ist und bleibt die Königin.

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