BMW R 18 Transcontinental (2026) im Test: Der Luxus-Dampfer aus Berlin

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Wer sagt, dass man für den „American Dream“ über den Atlantik fliegen muss? Mit der R 18 Transcontinental baut BMW auch 2026 den dicksten, schwersten und vielleicht beeindruckendsten Tourer der Firmengeschichte. Dieses Motorrad ist kein Fortbewegungsmittel – es ist ein Statement aus Stahl und Chrom. Aber macht so viel Masse auf deutschen Straßen überhaupt Sinn?

Wenn du dich diesem 427-Kilo-Koloss näherst, empfindest du vor allem eines: Respekt. Die R 18 Transcontinental („Tranny“ im Fan-Jargon) wirkt wie aus einem einzigen Block gefräst. Der riesige 1.802 ccm Boxer-Motor ragt links und rechts heraus wie die Zylinderköpfe eines Flugzeugs. Aufsteigen, Startknopf drücken – und dann schüttelt sich das ganze Motorrad einmal kurz nach links. Der „Big Boxer“ lebt. Das ist kein synthetisches Summen, das ist mechanischer Heavy Metal.

Fahrgefühl: Physik lässt sich (fast) nicht überlisten

Lass uns ehrlich sein: Im Stand und beim Rangieren ist dieses Bike ein Monster. Ohne die (zum Glück serienmäßige) Rückfahrhilfe wärst du auf jedem abschüssigen Parkplatz verloren. Aber – und das ist die Magie von BMW – sobald du schneller als 20 km/h fährst, verschwindet das Gewicht. Der Schwerpunkt liegt extrem tief. Auf der Landstraße gleitet die R 18 majestätisch dahin. Sie liegt satt wie eine Lokomotive auf den Schienen.

Redakteur-Tipp: Nutzt den Fahrmodus „Rock“! In „Roll“ ist sie mir zu träge. Aber in „Rock“ hängt der Riese direkt am Gas, und das Standgas brabbelt herrlich ungleichmäßig (die sogenannte „Idle Potato Sound“-Simulation). Das gehört zum Erlebnis dazu.

Kurven? Ja, gehen. Aber du musst wissen, wann Schluss ist. Die Trittbretter setzen früh auf. Das hier ist kein Kurvenräuber, das ist ein Genuss-Gleiter.

Komfort & Ausstattung: First Class

Der Name „Transcontinental“ ist Programm. Hinter der riesigen, lenkerfesten Verkleidung sitzt du wie in einer windstillen Blase.

  • Infotainment: Das riesige 10,25-Zoll-TFT-Display ist brillant. Die Navigation läuft butterweich (Smartphone-Koppelung vorausgesetzt).
  • Sound: Die Zusammenarbeit mit Marshall hat sich gelohnt. Die Gold-Series-Anlage (optional mit Speakern in den Koffern) drückt auch bei 120 km/h noch klaren Sound durch den Helm.
  • ACC (Active Cruise Control): Der Radarsensor vorne hält automatisch Abstand zum Vordermann. Auf der Autobahn ist das der absolute Gamechanger. Du rollst einfach mit, entspannter geht es nicht.

Der Motor: Drehmoment statt Drehzahl

91 PS (67 kW) klingen für 1,8 Liter Hubraum wenig. Aber die PS-Zahl ist hier völlig egal. Entscheidend sind die 158 Nm, die schon bei 3.000 Touren anliegen. Du surfst auf einer Drehmomentwelle. Überholen im 6. Gang? Einfach Hahn auf, und der Boxer schiebt dich mit einer Urgewalt nach vorne, die süchtig macht.

Der Konkurrenz-Check

Die BMW zielt direkt auf die US-Ikonen.

Feature
BMW R 18 Transcontinental
Harley-Davidson Road Glide Ltd.
Indian Roadmaster
Motor
2-Zyl. Boxer (1.802 ccm)
V-Twin (1.868 ccm / 114 ci)
V-Twin (1.890 ccm / 116 ci)
Leistung
91 PS
87 PS
92 PS
Drehmoment
158 Nm @ 3.000 U/min
160 Nm @ 3.000 U/min
171 Nm @ 3.000 U/min
Gewicht (fahrfertig)
427 kg
423 kg
412 kg
Sitzhöhe
740 mm
735 mm
673 mm
Preis (Basis DE)
ca. 30.650 €*
ca. 33.995 €*
ca. 34.490 €*

*Preise sind UVP zzgl. Nebenkosten. BMW bietet hier oft den attraktiveren Einstiegspreis, aber die Aufpreisliste ist lang.

Was sagt uns das? Die BMW ist technologisch (ACC, Display) moderner als die Amerikaner und oft etwas günstiger im Einstieg. Die Harley hat den Kult-Faktor, die Indian den stärksten Motor. Die BMW punktet mit Eigenständigkeit: Boxer statt V2.

Für wen ist die R 18 Transcontinental?

  • Für Meilensammler: Du willst am Wochenende von München nach Hamburg und zurück? Nimm die R 18.
  • Für Individualisten: Du willst keine Harley fahren wie jeder Zahnarzt im Midlife-Crisis-Modus, sondern deutsche Ingenieurskunst zelebrieren.
  • Für Sozius-Fahrer: Der „Thron“ hinten (Topcase mit Rückenlehne) ist einer der bequemsten Sitzplätze auf dem Markt.

Sie ist nicht für dich, wenn du klein und schmächtig bist oder in einer engen Altstadt wohnst. Das Rangieren erfordert Kraft und Planung.

Fazit: Mathias Kalbs Meinung

„Die BMW R 18 Transcontinental (2026) ist herrlich unvernünftig. Niemand braucht 427 Kilo Stahl. Aber die Art und Weise, wie BMW diesen Koloss abgestimmt hat, nötigt mir Respekt ab. Sie fährt sich stabiler als jede Harley und bremst besser als jede Indian. Wer den Platz in der Garage und das nötige Kleingeld hat, bekommt hier den ultimativen Reisemotorrad-Luxus ‚Made in Berlin‘. Ein Motorrad für die Ewigkeit – massiv, wertig und voller Charakter.“

Bewertung: 8.5 / 10

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