Triumph Trident 660 (2025) im Test: Der Klassenprimus mit drei Zylindern?

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Geschrieben von Mathias Kalb

Zurzeit besitze ich zwei Motorräder: einen Honda ADV-Roller für den Alltag und eine Kawasaki Ninja 1000 zum Beschleunigen am Wochenende.

Die Triumph Trident 660 ist Triumphs Antwort auf die hart umkämpfte Mittelklasse der Naked Bikes. Sie zielt direkt auf Bestseller wie die Yamaha MT-07 und Honda CB650R, will aber mit ihrem einzigartigen Dreizylinder-Motor, einer hochwertigen Ausstattung und dem britischen Premium-Anspruch punkten. Doch ist sie nur ein weiteres hübsches Motorrad für Fahranfänger oder steckt in ihr das Potenzial, die Klasse neu zu definieren?

Das Herzstück: Was macht den Dreizylinder-Motor so besonders?

Der 660-Kubik-Reihendreizylinder ist das unbestrittene Alleinstellungsmerkmal und die größte Stärke der Trident. Er kombiniert auf beeindruckende Weise die Vorteile von Zwei- und Vierzylindern: den druckvollen Antritt aus niedrigen Drehzahlen, den man von einem Twin erwartet, mit der Drehfreude und Spitzenleistung, die man eher Vierzylindern zuschreibt.

Der Motor leistet 81 PS bei 10.250 U/min und liefert ein maximales Drehmoment von 64 Nm bei 6.250 U/min. Viel wichtiger als diese reinen Zahlen ist jedoch die Art der Leistungsentfaltung. Über 90 % des Drehmoments stehen über einen sehr breiten Bereich zur Verfügung. Das Resultat ist ein extrem linearer, berechenbarer und souveräner Schub in fast jeder Lebenslage. Egal ob beim entspannten Cruisen in der Stadt oder beim ambitionierten Beschleunigen aus der Kurve – die Trident liefert immer ab, ohne den Fahrer zu überfordern. Vibrationen sind dabei kaum spürbar, und der charakteristische, heisere Sound des Triples sorgt für die nötige emotionale Untermalung.

Tipp von Mathias Kalb: Für 90 % aller Fahrsituationen ist der ‚Road‘-Modus perfekt ausbalanciert. Unterschätzen Sie jedoch nicht den ‚Rain‘-Modus. Er ist kein Gimmick, sondern reduziert die Leistung sanft und macht die Gasannahme spürbar weicher – ein echtes Sicherheitsplus bei nasser Fahrbahn, das Vertrauen schafft.

Technische Daten der Triumph Trident 660 (2025)

Merkmal
Daten
Motor
Flüssigkeitsgekühlter 3-Zylinder-Reihenmotor, DOHC
Hubraum
660 cm³
Leistung
60 kW (81 PS) bei 10.250 U/min
Drehmoment
64 Nm bei 6.250 U/min
Sitzhöhe
805 mm
Gewicht (fahrfertig)
189 kg
Tankinhalt
14 Liter
Fahrwerk vorne
Showa 41 mm Upside-Down-Gabel (SFF), nicht einstellbar
Fahrwerk hinten
Showa Monoshock-Federbein, Federvorspannung einstellbar
Bremsen vorne
Zwei 310-mm-Bremsscheiben, Nissin Doppelkolben-Sättel, ABS
Preis (Deutschland)
ab 8.345 € (Stand 2025)

Agilität und Fahrwerk: Wie handlich ist die Trident im Alltag und auf der Landstraße?

Die Trident 660 ist ein Musterbeispiel für spielerisches und intuitives Handling. Mit einem fahrfertigen Gewicht von nur 189 kg und einer sehr zugänglichen Sitzhöhe von 805 mm vermittelt sie vom ersten Moment an ein enormes Vertrauen.

Im Stadtverkehr erweist sich die Kombination aus leichtgängiger Kupplung, präziser Ride-by-Wire-Gasannahme und einem großzügigen Lenkeinschlag als Segen. Das Motorrad lässt sich mühelos durch dichten Verkehr zirkeln. Auf der Landstraße zeigt der Stahlrohrrahmen dann seine Qualitäten. Die Trident lenkt willig ein, bleibt stabil in Schräglage und lässt sich ohne großen Kraftaufwand von einer Kurve in die nächste werfen. Sie ist kein knallhartes Präzisionsinstrument für die Rennstrecke, sondern ein unglaublich gutmütiger und motivierender Partner für die Hausstrecke.

Der Ingenieur-Kompromiss: Wo liegen die Grenzen des Fahrwerks?

Um den attraktiven Preis zu realisieren, musste Triumph Kompromisse eingehen, die am deutlichsten beim Fahrwerk spürbar sind. Wer sich für den Preisvorteil und die hochwertige Motor-Elektronik-Kombination entscheidet, opfert zwangsläufig die Einstellbarkeit der Federelemente. Die Showa Upside-Down-Gabel an der Front ist nicht einstellbar, am hinteren Federbein lässt sich lediglich die Federvorspannung anpassen. Für den normalen Alltags- und Landstraßenbetrieb ist das Setup gut gewählt und bietet einen gelungenen Kompromiss aus Komfort und Stabilität. Sehr schwere Fahrer oder Piloten, die auf der Rennstrecke ans Limit gehen wollen, werden das Fahrwerk jedoch an seine Grenzen bringen, wo es bei harten Bremsmanövern zu tief eintaucht und in schnellen Wechselkurven etwas an Souveränität verliert.

Bremsen, Ergonomie und Komfort: Hält die Trident, was sie verspricht?

Die Bremsanlage von Nissin mit zwei 310-mm-Scheiben vorne ist dem Leistungsniveau der Trident absolut gewachsen. Sie bietet einen klaren Druckpunkt und eine gut dosierbare, transparente Verzögerung. Sie ist nicht bissig-aggressiv, sondern auf berechenbare und sichere Funktion ausgelegt, was der anvisierten Zielgruppe sehr entgegenkommt.

Die Ergonomie ist entspannt und aufrecht, mit einer leichten Vorderradorientierung, die eine gute Kontrolle ermöglicht. Der Kniewinkel ist auch für Fahrer um 1,80 m noch angenehm. Die Sitzbank ist zwar straff gepolstert, aber gut geformt, sodass auch Touren von zwei bis drei Stunden ohne Probleme möglich sind. Für lange Autobahnetappen ist der Windschutz naturgemäß gering, was aber für ein Naked Bike dieser Klasse absolut normal ist.

Elektronik und Ausstattung: Welchen Mehrwert bietet das Technik-Paket?

Für ihre Preisklasse ist die Trident 660 außergewöhnlich gut ausgestattet. Das runde TFT-Farbdisplay ist hervorragend ablesbar und bietet alle notwendigen Informationen auf einen Blick. Die Menüführung über die Schalterarmaturen ist intuitiv.

Die zwei Fahrmodi (Road, Rain) und die abschaltbare Traktionskontrolle (TTC) sind in diesem Segment keine Selbstverständlichkeit. Diese Systeme sind gut abgestimmt und bieten einen echten Sicherheitsgewinn, ohne den Fahrspaß zu bevormunden. Optional lässt sich das Display um ein Konnektivitätsmodul erweitern, das Pfeil-Navigation, GoPro-Steuerung sowie Telefonie und Musikwiedergabe ermöglicht – ein Feature, das man sonst nur in deutlich teureren Klassen findet.

Der „Preis eines Fehlers“: Falscher Reifendruck und seine Folgen

Ein häufiger Fehler bei vielen Motorradfahrern ist die Vernachlässigung des korrekten Reifendrucks. Der Gedanke ist oft: „Es fährt ja noch“. Die „Kosten“ dieses Fehlers sind jedoch messbar. Ein um nur 0,3-0,5 Bar zu niedriger Druck verschlechtert nicht nur die Lenkpräzision und Stabilität in Kurven spürbar, sondern führt auch zu einem stark erhöhten Verschleiß. Dies kann die Lebensdauer eines Reifensatzes um 1.500-2.000 km verkürzen. Bei Kosten von circa 300-350 € für neue Qualitätsreifen wie den Michelin Road 5, mit denen die Trident ausgeliefert wird, ist das ein teures Versäumnis.

Design und Verarbeitung: Spürt man den Premium-Anspruch von Triumph?

Absolut. Die Verarbeitungsqualität der Trident setzt Maßstäbe in ihrer Klasse. Lackqualität, Spaltmaße und die Haptik der Bedienelemente fühlen sich hochwertiger an als bei vielen direkten Konkurrenten. Details wie der Triumph-Schriftzug auf den Scheinwerfern oder die schön geformte Schwinge zeugen von der Liebe zum Detail. Das Design ist eine moderne Interpretation klassischer Roadster-Linien – clean, unaufgeregt und stimmig. Es ist vielleicht nicht so polarisierend wie das mancher Mitbewerber, dafür aber zeitlos elegant.

Tipp von Mathias Kalb: Für Fahrer über 90 kg oder mit gelegentlichen Rennstrecken-Ambitionen lohnt es sich, mittelfristig über ein Upgrade des hinteren Federbeins nachzudenken. Eine voll einstellbare Einheit von Zubehör-Spezialisten kann die Fahrwerks-Performance der Trident auf ein neues Level heben und kostet oft weniger als man denkt.

Die Konkurrenz: Wie schlägt sich die Trident 660 gegen Yamaha MT-07 und Honda CB650R?

Der direkte Vergleich zeigt die strategische Positionierung der Trident. Sie platziert sich sowohl preislich als auch konzeptionell genau zwischen den beiden japanischen Bestsellern.

Modell
Motor
Leistung
Gewicht
Stärken
Schwächen
Triumph Trident 660
3-Zylinder-Reihe
81 PS
189 kg
Flexibler Motor, Top-Ausstattung, Handling
Fahrwerk nicht einstellbar
Yamaha MT-07
2-Zylinder-Reihe
73,4 PS
184 kg
Extrem drehmomentstark, agil, günstiger
Einfacheres Fahrwerk, weniger Ausstattung
Honda CB650R
4-Zylinder-Reihe
95 PS
202 kg
Hohe Spitzenleistung, Top-Fahrwerk (Gabel)
Weniger Druck untenrum, schwerer, teurer

Die MT-07 ist der wildere, verspieltere und günstigere Konkurrent. Die CB650R ist der edlere Tourer mit Vierzylinder-Drehzahlhunger und einem besseren Fahrwerk, aber auch schwerer und teurer. Die Trident ist der perfekte Kompromiss: emotionaler und besser ausgestattet als die Yamaha, leichter und zugänglicher als die Honda.

Fazit: Für wen ist die Triumph Trident 660 das richtige Motorrad?

Die Triumph Trident 660 ist weit mehr als nur ein Einsteiger-Motorrad. Sie ist ein unglaublich ausgewogenes und durchdachtes Gesamtpaket, das eine breite Zielgruppe anspricht. Für Fahranfänger und Wiedereinsteiger ist sie aufgrund ihres gutmütigen Handlings, des berechenbaren Motors und der niedrigen Sitzhöhe eine exzellente Wahl.

Gleichzeitig bietet sie erfahrenen Piloten genug Leistung, einen charakterstarken Motor und ein agiles Fahrwerk, um auf der Landstraße enorm viel Spaß zu haben. Wer ein unkompliziertes, hochwertig verarbeitetes Naked Bike mit einem einzigartigen Motorkonzept und moderner Ausstattung sucht, findet in der Trident 660 eine der besten Optionen auf dem gesamten Markt. Sie ist der Beweis, dass ein vernünftiger Kompromiss nicht langweilig, sondern verdammt gut sein kann.

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