Lassen wir uns nicht vom Namen täuschen. Wo „F 800 GS“ draufsteht, ist im Jahr 2026 eigentlich ein 900er-Motor drin. Als Nachfolgerin der beliebten F 750 GS hat sie es nicht leicht: Sie steht im Schatten der radikalen F 900 GS und der mächtigen R 1300 GS. Doch warum die „kleine“ GS für 80% der Fahrer eigentlich die bessere Wahl ist, klären wir im Test.
Als ich die F 800 GS abhole, fällt sofort auf: Sie macht kein Drama. Keine endlos hohen Federwege, auf die man klettern muss wie auf ein Kamel, keine martialischen Stollenreifen. Sie steht satt auf ihren Gussrädern (19 Zoll vorne, 17 Zoll hinten) und signalisiert: „Ich bin für die Straße gebaut, aber Schotter macht mir keine Angst.“ Die Verarbeitung ist BMW-typisch auf Top-Niveau, das TFT-Display ist immer noch Benchmark.

Der Motor: Ein Wolf im Schafspelz?
BMW betreibt hier Etikettenschwindel im positiven Sinne. Der Reihenzweizylinder hat 895 Kubik (wie bei der F 900 R/GS), ist aber auf 87 PS (64 kW) gedrosselt. Klingt nach wenig? Falsch. Das Drehmoment von 91 Nm liegt früh an. Auf der Landstraße drückt die 800er kräftig aus dem Keller. Sie wirkt bulliger und souveräner als die alte 750er. Für A2-Einsteiger ist das der Jackpot: Sie lässt sich problemlos auf 48 PS drosseln und fühlt sich dabei immer noch nach „großem Motorrad“ an.
Fahrwerk & Handling: Der König der Landstraße
Während die F 900 GS im Gelände glänzt, aber auf Asphalt etwas kippelig wirkt, zieht die F 800 GS ihre Radien wie mit dem Zirkel gezogen. Das 19-Zoll-Vorderrad und der kürzere Federweg sorgen für ein sattes, stabiles Fahrgefühl.
Redakteur-Tipp: Wenn ihr das Kreuzchen beim Zubehör macht, dann beim Dynamic ESA (elektronisches Fahrwerk am Heck). Es bügelt schlechte deutsche Landstraßen glatt und passt sich per Knopfdruck an, wenn ihr Gepäck oder Sozius dabei habt. Das ist Komfort, den man in der Mittelklasse sonst lange suchen muss.
Ergonomie: Endlich Bodenkontakt
Das stärkste Kaufargument für die F 800 GS ist ihre Zugänglichkeit. Standardmäßig liegt die Sitzhöhe bei 815 mm. Aber BMW bietet von Werk aus Tieferlegungen an, die die Sitzhöhe auf bis zu 760 mm drücken. Das macht sie zum einzigen echten Reise-Enduro-Angebot für Fahrer unter 1,70 Meter. Du hast den Überblick und die aufrechte Haltung einer GS, kommst aber an der Ampel sicher mit beiden Füßen auf den Boden.

Ausstattung 2026
Im Modelljahr 2026 bleibt die Technik stabil, aber die Pakete wurden neu geschnürt.
- Connectivity: Serie. Das Navi über die App im Display anzuzeigen, funktioniert tadellos.
- Heizgriffe & Handschutz: Im „Komfort-Paket“ enthalten und für Ganzjahresfahrer Pflicht.
- Schaltassistent Pro: Funktioniert gut, ist aber bei diesem drehmomentstarken Motor kein „Muss“.
Der Konkurrenz-Check
Die „Mittelklasse“ ist ein Haifischbecken.
Feature | BMW F 800 GS (2026) | Triumph Tiger 850 Sport | Suzuki V-Strom 800 (Road) |
Motor | 2-Zylinder Reihe (895 ccm) | 3-Zylinder Reihe | 2-Zylinder Reihe |
Leistung | 87 PS | 85 PS | 84 PS |
Drehmoment | 91 Nm | 82 Nm | 78 Nm |
Gewicht (fahrfertig) | 227 kg | 216 kg | 223 kg |
Radgröße vorne | 19 Zoll (Guss) | 19 Zoll (Guss) | 19 Zoll (Guss) |
Preis (Basis DE) | ca. 11.250 €* | ca. 12.395 €* | ca. 10.800 €* |
*Preise sind UVP zzgl. Nebenkosten. Achtung: BMW-Preis ist „nackt“, mit Paketen eher 13.500 €.
Was sagt uns das? Die Suzuki hat den charakterstärkeren Motor (Crossplane-Kurbelwelle), die Triumph den geschmeidigen Triple. Die BMW gewinnt aber durch Ergonomie, Wiederverkaufswert und das beste Elektronik-Paket.

Für wen ist die F 800 GS?
- Für Einsteiger & Wiedereinsteiger: Die F 800 GS überfordert nie, sie unterstützt dich.
- Für kleinere Fahrer/innen: Nirgendwo sonst bekommt man „Adventure-Feeling“ mit so niedriger Sitzhöhe.
- Für Pragmatiker: Du willst zur Arbeit pendeln und am Wochenende in die Alpen? Das hier ist dein Werkzeug.
Sie ist nicht für dich, wenn du echten Offroad-Spaß suchst. Die Gussräder und der begrenzte Federweg setzen im Gelände schnell Grenzen. Dafür gibt es die F 900 GS.
Fazit: Mathias Kalbs Meinung
„Die BMW F 800 GS (2026) ist das vielleicht ehrlichste Motorrad im BMW-Portfolio. Sie versucht nicht, eine Rallye-Maschine zu sein. Sie ist ein exzellentes Straßenmotorrad im Abenteuer-Look. Ja, mit 227 kg ist sie kein Leichtgewicht, und der Aufpreis für vernünftige Ausstattung ist typisch BMW schmerzhaft. Aber dafür bekommt man einen Partner, der einfach funktioniert. Draufsetzen, wohlfühlen, ankommen. Ein Motorrad ohne Allüren.“
Bewertung: 8.0 / 10
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